D E R H E I L I G E
A R I
Es gibt etwas ganz Besonderes, das über die Stadt Safed
(Sefad, Safad, Safat, Safas, Tsfat, Tsefat, Tzfat, Tzefat, Tzfas, Tzefas, Zefat, Zfat,
Zfas, Zefad...) gesagt werden kann. Es scheint so, als ob sie ein Ring des Lichtes
umgäbe, als ob eine unberührte Aura sie durchdränge. Diese Einzigartigkeit stammt weder
von den erhabenen Bergen, die sie umhüllen, noch von ihren sonnendurchtränkten, mit
Pflasterstein bedeckten Straßen.
Unsere Weisen lehren uns, dass altehrwürdige Orte oder charakteristische
Landstriche die Kraft besitzen, ein Gefühl der Ehrfurcht und Zufriedenheit auszulösen,
während Orte, an denen böse Taten verübt wurden, unreine Gedanken erzeugen können.
(siehe: "Shulchan Aruch", "The Laws of Prayer").
Safed ist die Stadt, in der viele große Kabbalisten und Weisen der
Torah gelebt haben.
Die Goldene Ära von Safed (16.Jahrhundert)
und ihre berühmten Weisen und Kabbalisten:
Rabbi Shimon Bar Yochai
Die Grabstätte des Weisen der Mishna und des Autors des Heiligen Sohar
liegt im nahen Meron, in genau der gleichen Höhe wie Safed, was ein wichtiger
Grund für die ursprüngliche Ansiedlung von Kabbalisten in Safed war.
Yonatan Ben Uziel
Ein weiterer großer Weise aus der Ära des zweiten Tempels. Sein Grab ist eines von
Israels meistbesuchten Pilgerstätten. Es liegt in einem schönen Tal etwas außerhalb von
Safed.
Rabbi Yitzchak Luria (1534-1572)
Bekannt als der ARI" (ein Akronym für "der
G-ttliche Rabbi Yitzchak"; wörtl. "Löwe"). Revolutionierte das Studium
der Kabbla während der zwei Jahre, die er in Safed vor seinem Tod mit 38 Jahren
verbrachte. Trotz der Kürze seiner Lehrtätigkeit überspannt sein großes, profundes,
kabbalistisches Werk Tausende von Seiten (mindestens 10 umfassende, von seinen Schülern
geschriebene Bände).
Rabbi Yosef Caro (1488-1575)
Kabbalist und Schüler von Rabbi Yaakov Beirav und Shlomo Al-Kabets, Hauptrabbiner von Safed
ab 1546. Autor einiger Standard-Werke, einschließlich des "Shulchan Aruch"
("The Prepared Table- Kodex des jüdischen Gesetzes), ein Kompendium der
Gesetze der Torah, welches das gesamte Leben eines Juden regelt: Religiöses,
Persönliches, Soziales, Familie und Geschäft. Ungeachtet der nachfolgenden Neuausgaben
bleibt es die wichtigste und maßgebende Arbeit über jüdisches Gesetz und Praxis. Sie
wird allgemein von allen Juden in der Welt akzeptiert.
Rabbi Chaim Vital (1543-1620)
Schüler von Rabbis Moshe Al-Sheich und Moshe Cordevero, jedoch am bekanntesten geworden
als Meisterschüler von Rabbi Yitzchak Luria und als der maßgebliche Herausgeber der
Lehren des ARI, wie "Etz Chaim"
("Baum des Lebens"), "Pri Etz Chaim" ("Frucht des Baumes
des Lebens") und Shmoneh Sha'ARIm ("Acht Pforten"). Er ist
außerdem Autor einiger Bücher.
Rabbi Yosef Saragossi (14xx -?)
Schuf die Grundlage im späten 15.Jahrhundert, damit Safed ein Hauptzentrum der
Gelehrsamkeit der Torah wurde.
Rabbi Yaakov Beirav (1474-1546)
Talmudist, Gewürzhändler, Hauptrabbiner von Safed ab dem Jahre 1536.
Im Jahre 1538 versuchte er Smichah wiedereinzuführen, (die ursprüngliche
"rabbinische Ordination", die in einer unversehrten Kette von Moses bis zum 4.
Jahrhundert übertragen worden war, bis sie dann wegen Verfolgungen in dieser Zeit
eingestellt wurde, sowie in Erwartung des Kommens des Messias.) Nachdem er die erste
Ordination empfangen hatte, ordinierte er Rabbi Yosef Caro, Moshe von Trani, Yosef Sagis
und Moshe Cordevero, doch wurde der Plan wegen starken Widerstandes nie offiziell
angenommen.
Rabbi Moshe von Trani (1501-1580)
Meisterschüler von Rabbi Yaakov Beirav und Mitglied seines Beit Din
("Rabbinisches Gericht") zusammen mit Rabbi Yosef Caro. Folgte auf Rabbi Yosef
Caro als Hauptrabbiner von Safed.
Rabbi Yosef Sagis (?-1573)
Kollege von Rabbi Yosef Caro und Moshe von Trani. Gründer einer Verbindung von
g-ttesfürchtigen Männern, die sich unter anderem jeden Freitagnachmittag trafen, um das
Rechtschaffene ihrer Tätigkeiten während einer vergangenen Woche zu besprechen.
Rabbi Shlomo Al-Kabets (1508-1593)
Autor des berühmten liturgischen Gedichtes "Lecha Dodi" (Come My
Beloved), welches weltweit von Juden gesungen wird, um den Shabbat zu begrüßen. Autor
vieler Werke.
Rabbi Moshe Al-Sheich (1508-1593)
Kabbalist, Prediger und Jurist. Schüler von Rabbi Yosef Caro und Mitglied seines Beit
Din. Rabbi Yitzchak Luria lehnte es ab, ihn zu unterrichten und beharrte darauf, dass die
Seele von Rabbi Al-Sheich in diese Welt gekommen sei, um die Arbeit als Prediger zu
verrichten, und nicht für die Kabbala geeignet sei. Autor von vielen Werken,
einschließlich der wichtigen analytischen Kommentaren zu den Schriften.
Rabbi Moshe Kordevero (1522-1570)
Bekannt durch das Akronym seines Namens: RAMAK. Wurde als das Oberhaupt der Safeder Kabbalisten,
bis zu seinem Tod kurz nach der Ankunft von Rabbi Yitzchak Luria, angesehen. Autor vieler
Standardwerke der Kabbala, einschließlich "Pardes Rimonim",
("Orchard of Pomegranates ") in dem er das gesamte kabbalistische Wissen
systematisierte, welches bis dahin enthüllt worden war.
Rabbi Eliyahu von Vidas (1518-1592)
Schüler von Rabbi Moshe Cordevero. Autor von "Reishit Chochma", eine
wichtige ethische Abhandlung basierend auf der Lehre des Heiligen Sohar.
Rabbi Elisha Gallico (1526-1589)
Schüler von Rabbi Yosef Caro und Mitglied seines Beit Din. Autor zahlreicher
spirituellen Kommentare, die Einfluss auf Rabbi Shlomo Al-kabets ausübten.
Rabbi Tovia HaLevi (1536-1606)
Weithin bekannter Gelehrter und Autor.
Rabbi Yisrael Najara (1530-1600)
Kabbalist, Dichter und Musiker. Autor der Hymne zum Shabbat "Koh Ribon
Olam" und vieler anderer Loblieder.
Rabbi Elazar Azkiri (1531-1600)
Kabbalist und Prediger. Schüler von Rabbi Yitzchak Luria und Yosef Sagis. Autor vieler
Schriften, einschließlich der populären Hymne "Yedid Nefesh" sowie
dem Buch "Chareidim", welches die Erfüllung der Gebote, in Beziehung
zu den Körperteilen, mit einbezieht.
Rabbi Moshe Galante (1540-1614)
Hauptrabbiner von Safed nach Rabbi Moshe von Trani.
Rabbi Shmuel Uceda (1538-1602)
Schüler von Rabbi Yitschak Luria, Chaim Vital und Elisha Gallico. Autor von "Midrash
Shmuel", einem wichtigen Kommentar zu "Pirkei Avot"
("Wisdom of the Fathers").
Es ist also kein Wunder, dass angesichts dieser Goldenen Ära der
Kabbalisten von Safed im16. Jahrhundert eine außergewöhnliche und heilige
Atmosphäre die Stadt erfüllt und dass alle Besucher ein Gefühl der Erhabenheit
erleben.
Jeden 5.Aw (Juli), zum Geburtstag des Heiligen ARIs,
besuchen Zehntausende Juden seine Grabstätte. Der Heilige ARI
war einer der größten jüdischen Weisen der Kabbala. Mit seiner profunden Weisheit zur
mystischen Lehre der Torah hat er die gesamte Welt erleuchtet.
DIE BERÜHMTEN ANFÄNGE
Der Heilige ARI wurde 5294 (1534) in Jerusalem
geboren. Er stammt einer berühmten Reihe von Torah-Gelehrten ab. Von seinem
Vater, Rabbi Shlomo Luria Ashkenazi, wird gesagt, ein Nachkomme von Rabbi Yechiel Luria,
dem Oberhaupt des Rabbinischen Gerichtes von Brisk gewesen, sowie der berühmte Autor von "Chochmas
Shlomo" über den Talmud und dem weithin bekannten "Yam Shel
Shlomo zu sein."
Der Name Ashkenazi bezeichnet die Verbindung Rabbi Shlomo Lurias mit der
sehr kleinen Gemeinschaft Ashkenazic, die in Jerusalem ungefähr vor 450 Jahren
lebte, und durch den sehr bekannten Rabbi Klonimus von Brisk geführt wurde.
Obgleich Rabbi Klonimus eine hohe Position in Brisk innehielt, als Av
Beis Din und Rosh Yeshiva dienend, sehnte er sich danach, in Eretz
Yisrael zu wohnen, wo er glaubte, die entscheidende Nähe zu G-tt erreichen zu
können. Als der türkische Herrscher Suliman, der für seine mitfühlende Haltung
gegenüber den Juden bekannt war, Jerusalem eroberte, verwirklichte Rabbi Klonimus seinen
Traum und reiste nach Eretz Yisrael, wo er sich in Jerusalem niederließ.
Unter denen, die mit ihm verbunden waren, befand sich Rabbi Shlomo Luria,
dessen Frau nicht lang nach ihrer Ankunft in Eretz Yisrael, einen Sohn
gebar.
Rabbi Shlomo Luria verbrachte die meiste Zeit zum studieren im Beis
Medrash von Rabbi Klonimus, dabei wich sein brillianter Sohn, Yitzchak nicht von
seiner Seite. Diese idyllische Zeit dauerte jedoch nicht lange. Als Yitzchak noch ein Kind
war, verschied sein Vater Rabbi Shlomo Luria und hinterließ eine verzweifelte
Familie.
Aber sie waren nicht allein. Rabbi Klonimus übernahm die Verantwortung für
Yitzchaks Ausbildung, während Yitzchaks Onkel mütterlicherseits, Rabbi Mordechai Francis
aus Ägypten, die Familie finanziell unterstützte.
Traurigerweise starb Rabbi Klominus nicht lange nach Rabbi Shlomo, und die
Familie Luria verlor noch einmal ihre Quelle des Glücks und der Ermutigung. Der Onkel des
ARI, Reb Mordechai, kam ihnen jedoch bald zur Hilfe und holte
die gesamte Familie nach Ägypten, wo er für sie sorgte und die Ausbildung sowie die
spirituellen Notwendigkeiten Yitzchaks mit einbezog. Schließlich nahm er ihn als seinen
Schwiegersohn an.
DAS AUFBLÜHEN IN ÄGYPTEN
Trotz seines beträchtlichen Wohlstands und seiner Prominenz war das Haus
Reb Mordechais eines der Torah und Tzedaka, in dem sich herausragende
Gelehrte versammelten. Diese Gelehrten erkannten das Potential Yitzchaks und drängten
seinen Onkel, ihn in der Yeshiva von Rabbi Dovid Ben Zamra, dem Radbaz,
einzuschreiben.
Der Radbaz war Autor solch wertvoller Arbeiten wie "Yakar Tiferes
on Zeraim", "Klalei HaTalmud" und "Tshuvos HaRadbaz
Hayeshanos V' hamechudashos". Das Niveau seiner Yeshiva war sehr
hoch.Unter den hervorragenden Torah-Gelehrten, die studierten, waren Rabbi Yaakov
Castro und Rabbi Betzalel Ashkenazi.
Yitzchak, der zu der Zeit der Aufnahme in diese Yeshiva gerade 14
Jahre alt war, wurde schnell einer der geliebtesten und dem Radbazs nahestehenden
Schüler. Danach suchend, das Beste aus seinem außergewöhnlichen Schüler zum Vorschein
zu bringen, bat der Radbaz den Rabbi Betzalel Ashkenazi, ihm als sein Mentor zu
dienen.
Rabbi Betzalel ist auf Grund zweier Werke sehr berühmt: "Shu't
Rabbi Betzalel", eine Reihe Antworten zu den Fragen, die ihm in Ägypten
gestellt wurden, sowie "Shita Mekubetzes", in dem er alle verschiedenen
Annäherungen an den "Rishonim Talmud" entsprechend der Ordnung des Talmuds
kompilierte und erklärte.
Der junge Rabbi Yitzchak studierte 7 Jahre mit Rabbi Betzalel Ashkenazi,
half ihm, Teile des "Shita Mekubetzes" vorzubereiten sowie Anmerkungen
zu den Texten des RIF, Rabbi Yitzchak Alfasi und dem RAN, Rabbenu Nissim anzufertigen.
Während dieser Periode erforschte Rabbi Yitzchak den Talmud und die Kommentare.
Jedoch sehnte er sich danach, die Kabbala zu studieren, da er glaubte, sie würde seine
Hingabe zu G-tt wesentlich erhöhen.
DER ARI UND DIE KABBALA
Kabbala bezieht das Studium der verborgenen Aspekte der Torah mit
ein und konzentriert sich hauptsächlich auf die Geheimnisse der G-ttlichkeit und der
Schöpfung. Anfangs wurden diese Geheimnisse mündlich von Lehrer zu Schüler
übermittelt, um zu verhindern, dass die Kabbala durch unwürdige Personen studiert wurde.
Als die Weisen jedoch erkannten, dass nur sehr wenige Personen für diese Form des
Studiums geeignet waren, legten sie ihre wesentlichen Lehren schriftlich fest, und
erklärten, welche Vorbereitungen man treffen müsse, bevor man sich solch einem
kabbalistischen Streben hingeben sollte.
Die grundlegende Arbeit der Kabbala ist der Heilige Sohar, der von
Rabbi Shimon bar Yochai und von seinem Sohn Rabbi Elazar verfasst wurde. Diese zwei
großen Weisen hatten die Geheimnisse während ihrer 13 Jahre der Gefangenschaft in einer
Höhle, zur Zeit der römischen Eroberung, empfangen und studiert. Sie schrieben ihre
Lehre in Notizbücher nieder. Nach ihrem Tode sammelten ihre Schüler diese
Aufzeichnungen, ordneten sie in Form des Sohar und fügten andere wesentliche
Lehren hinzu, die sie von ihren Vordenkern empfangen hatten.
STRENGE VORBEREITUNGEN
Der ARI stürzte sich nicht kopfüber in ein
Studium der Kabbala, sondern er bereitete sich eine lange Zeit unter der Anleitung des
Radbaz auf diese Weisheit vor. Er widmete sich sehr eingehend und sorgfältig dem Studium
des Talmud und dem Gesetz und erwarb die 21 Tugenden, unter ihnen Kedusha
(Heiligkeit) und Tahara (Reinheit), die aus solch einem Studium resultieren. Jede
Nacht rezitierte er Tikkun Chatzos und beklagte die Zerstörung des Heiligen
Tempels. Er studierte täglich die Torah, eingehüllt in Tefillin und Tallis.
Er tauchte sich häufig in Mikveh und blieb wachsam gegenüber seinem eigenen
Verhalten.
Nachdem er diese Vorbereitungen durchgeführt hatte, entschied der ARI sich für sieben Jahre in ein abgeschiedenes Gebiet
zurückzuziehen. Zu seinem Haus ging er nur zum Schabbes zurück. Während dieser
Periode studierte er die Werke der kabbalistischen Weisen und schrieb viele seiner eigenen
Gedanken nieder. In dieser Zeit fertigte er auch seinen Kommentar zu "Safra
d'Tsniusa" an, eines alten kabbalistischen Werkes, die Yaakov Avinu
zugeschrieben wurde.
Am Ende jener sieben Jahre der intensiven Vorbereitung, versuchte er das
Niveau der Frömmigkeit zu erhöhen. Er führte sein einsames Leben am Ufer des Nils
weiter, kehrte wie gewohnt nur zum Schabbes nach Hause zurück, und behielt seinen
asketischen Lebensstil bei. Wiedereinmal nach dem Schabbes, der ARI war zu seiner kargen Hütte an den Ufern des Nils
zurückgekehrt, in einen Bereich, der Alt-Ägypten genannt wurde, während seine Familie
in Neu-Ägypten blieb, enthüllte ihm in diese Zurückgezogenheit Eliyahu
Hanavi viele Geheimnisse. Dieser Lebensabschnitt dauerte ebenso sieben Jahre.
Während dieser Periode wurde er von seinem Schwiegervater unterstützt, der
Bedienstete mit Nahrung zu seiner Klausur schickte, damit der ARI
sich ausschließlich seinen Studien widmen konnte. Der ARI,
vollständig in seinen Kontemplationen untergetaucht, tauschte kein einziges Wort mit den
Bediensteten aus. Auch am Schabbes zu Hause blieb er von seiner Umgebung getrennt,
während sein Schwiegervater seine Bedürfnisse beachtete und sogar ein Minyan
für ihn arrangierte.
Zu einem späteren Zeitpunkt sagte der ARI
seinen Schülern, dass nur göttlicher Intervention es ihm ermöglichte, solch erhabene
Höhen zu erklimmen, während er sich am Ufer des Nils aufhielt. Um dieses Niveau
der Himmlischen Hilfe zu empfangen, sagte er, "musste ich häufig fasten und
viele Tränen vergießen, in denen ich den Allmächtigen bat, mir zu helfen, mein Ziel zu
erreichen.
Erst nach allen diesen Vorbereitungen öffneten sich ihm die Pforten der
Weisheit der Kabbala.
ZEIT ZU GEHEN
Als der ARI 36 Jahre alt war, kam für ihn die
Zeit, seine Lehren zu verbreiten. Wie es in ähnlichen Worten in "Shivchei HaARI" und Rabbi Chaim Vitals Einleitung von "Etz
Chaim" gesagt wird, erklärte zu diesem Zeitpunkt Eliyahu
Hanavi dem ARI: "Deine Tage sind gezählt, und du
musst Ägypten verlassen, um dich nach Safed zu begeben. Dort wirst Du deine Torah
allen enthüllen, die G-tt suchen."
Anfangs war der ARI sehr widerstrebend,
Ägypten zu verlassen. Er fürchtete, dass es sehr schwierig für ihn sein würde, seine
Lehre mit anderen zu teilen, und dass das Erfordernis, den Lebensunterhalt in Safed
zu verdienen, ihn von seinen Torah-Studien abhalten würde.
Jedoch ermutigte ihn Eliyahu Hanavi, indem er
sagte: "In Safed wirst du Rabbiner Chaim Vital treffen, der deine Weisheiten
niederschreiben und verbreiten wird. Alle deine Zielsetzungen sind in diese Welt
hinabgestiegen, damit deine Lehre Rabbiner Chaim Vital übermittelt wird. Seine Seele ist
sehr kostbar. Du wirst ihm ermöglichen, die Tiefe der Kabbala wahrzunehmen, und sie der
ganzen Welt zu übermitteln."
Entsprechend Shivchei HaARI, fügte Eliyahu
hinzu, dass, indem der ARI das unreine Ägypten verlasse, und
er im Heiligen Eretz Yisrael wohne, die Qualität der kabbalistischen Studien des
ARIs erhöht würde. Diese Erklärung gab ihm den Antrieb,
Ägypten zu verlassen und Safed anzusteuern.
SAFED WÄHREND DER ZEIT DES ARI
Mit der Eroberung von Eretz Yisrael durch die Ottomanen begannen
viele Städte, die bis dahin verlassen und trostlos waren, zu erblühen, und Safed
wurde eine pulsierende Jüdische Gemeinschaft.
Der ARI kam mit seiner Frau, Kindern und seiner
Mutter in Safed an. Er fand eine Stadt vor, die mit Gelehrten der Torah
erfüllt war. Zu Beginn wurde er mit dem Radbaz wiedervereinigt, mit dem er in Ägypten
studiert hatte. Der Radbaz hatte jedoch keine Vorstellung von den erhabenen Höhen, die
der ARI erreicht hatte. Aus diesem Grunde, und weil der ARI so bescheiden und demütig war, sich sogar in einer
Erwerbstätigkeit engagierte, um seine Familie zu unterstützen, erkannte niemand sein
edles Inneres.
Der ARI erworb sich in Safed zuerst
einen Namen für seine mystische Poesie, welche den Schabbes lobpries. Er
entwickelte sich vorzüglich im Kreise anderer Schüler und bildete eine Gruppe, die sich
jeden Freitag traf, um sich ihre Sünden einander zu bekennen und ihre
Charaktereigenschaften zu verbessern.
Eine Person erkannte jedoch schon bald die wahre Größe des ARI, es war der Ramak, Rabbi Moshe Cordovero, der mit dem ARI studierte und ihn als seinen Nachfolger, als den Rabbiner von Safed
und Oberhaupt seiner Yeshiva, vorsah. Im gleichen Jahr (5330), als der ARI in Safed ankam, verstarb der Ramak, der unter den
großen Kabbalisten Rabbi Shlomo Halevi Alkabetz und Rabbi Yosef Karo studiert, und solche
wichtigen Arbeiten wie den "Paredess Rimonim" und "Tomer
Devorah" verfasst hatte. Die größten Weisen in Safed hatten sich um
den Ramak geschart, um seinem Unterricht zu folgen. Einer seiner herausragenden Schüler
war Rabbi Chaim Vital.
Als der Ramak auf seinem Sterbebett lag, enthüllte er den Namen seines
Nachfolgers nicht, spielte jedoch darauf an, wie er gefunden werden könne. Der
Mann", sagte er, "der eine Wolke sehen wird, die meiner Totenbahre vorangeht,
wird mein Nachfolger sein."
Am Tage des Begräbnisses hielten viele der großen Gelehrten von Safed
eine Lobrede auf den Ramak. Als die Lobpreisungen beendet waren, lud einer der Schüler
Ramaks den ARI zu einer Rede ein. Dies erweckte einiges
Befremden und auch ein wenig Bestürzung. Sicher, Reb Yitzchak Luria war ein geehrter
Schüler, der sogar mit dem Ramak studiert hatte, jedoch war er ein Neuling in Safed,
und er war außerdem beträchtlich jünger als die anderen Torah-Gelehrten. Warum
hatte der Schüler des Ramak den ARI zu solch einer Ehre
ausgewählt, es gab doch viele andere hervorragende Gelehrte in der Stadt, die ihre
Lobpreisungen aussprechen wollten?
Am Ende des Begräbnisses enthüllte der Schüler den Grund, weshalb er den ARI zu sprechen gebeten hatte. "Als wir auf dem Friedhof einen
Platz für die Beerdigung vorbereiteten," sagte er, "erklärte uns Rabbi
Yitzchak Luria, dass wir den falschen Ort gewählt hätten, und dass die Wolke nicht dort
gestoppt hätte, sonder weiter vorne. Dann zeigte er uns einen anderen
Begräbnisplatz."
Es musste nicht mehr gesagt werden. Die Schüler des Ramaks nahmen den
Heiligen ARI unmissverständlich als ihren spirituellen
Mentor an, und sie tranken begeistert seine Wörter, obwohl seine Methode der Kabbala zu
jener des Ramaks unterschiedlich war. Die Zeit war schließlich gekommen, der ARI konnte beginnen, die Kabbala so zu unterrichten, wie er sie in
den vielen Jahren der Vorbereitungen erlernt und entwickelt hatte.
DAS AUFTRETEN VON OPPOSITION
Eine Anzahl der Weisen Safeds bezweifelte jedoch, unter ihnen der
Radbaz, dass der ARI für den Unterricht der versteckten
Geheimnisse der Torah geeignet sei. Obgleich der Radbaz eine sehr hohe Meinung
vom ARI besaß, bat er ihn, Abstand davon zu nehmen, die
Kabbala den Schülern des Ramaks zu unterrichten. Der ARI
versuchte nicht, den Radbaz zu widerlegen oder mit ihm zu argumentieren.
Nichtsdestoweniger fühlte er sich durch das Bitten von Eliyahu Hanavi bestätigt, sowie durch sein Wissen darum, dass
seine Tage gezählt waren, und deshalb konnte er das Begehren des Radbazs nicht
anerkennen, welches tatsächlich auf einer irrtümlichen Annahme basierte.
Unterdessen schickte der Radbaz den Reb Betzalel Ashkenazi, welcher der
Mentor des ARIs gewesen war, einen Diskurs des ARI anzuhören, und er bat ihn, den ARI
ins Kreuzverhör zu nehmen und ihm sogar zu widersprechen. Reb Betzalel Ashkenazi kehrte
jedoch mit nichts weiterem als höchstem Lob über den ARI
zum Radbaz zurück. So wurde der Radbaz seines Fehlers bewusst.
Der Radbaz war jedoch nicht der Einzige, der in Opposition zur
Kabbala-Methode des ARI stand. Viele Schüler des Ramak
missbilligten ebenso den Unterricht. Einige kamen nur zu den Lektionen des ARI, um ihn, zu kritisieren oder seine Wörter zu widerlegen. Am
Ende wurden sie jedoch seiner Größe gewahr und wurden zu seinen treuesten
Verfechtern.
Trotzdem blieb einer der Schüler besonders unverrückbar in seiner
Opposition zur Lehre des ARI. Es war der prominenteste
Schüler des Ramak, Rabbi Chaim Vital. Damals wohnte er in Damaskus, war damit
beschäftigt, den Kommentar des Ramak über den Sohar zu vervollständigen, als
der ARI seinen überragenden Platz unter den Weisen von Safed
einnahm. Rabbi Chaim Vital war zur Zeit, als der Ramak den ARI
als seinen Nachfolger bestimmte, nicht anwesend gewesen. Er wusste auch nicht, dass der ARI die Wolke identifiziert hatte, die der Totenbahre des Ramak
gefolgt war. Bestürzt durch die Tatsache, dass der ARI,
dessen Lehrmethode sich von jener des Ramaks unterschied, zum höchsten Lehrer der Kabbala
in Safed geworden war, blieb er dem ARI
entfremdet.
Der ARI wurde durch diese Situation genauso
erschüttert. Sein alleiniger Sinn und Zweck, Ägypten zu verlassen, bestand darin, seine
Lehre Rabbi Chaim Vital mitzuteilen. Jedoch lud der ARI Rabbi
Chaim Vital nicht nach Safed ein. Er glaubte, dass sein Einfluss auf den
Gelehrten größer sein würde, wenn Rabbi Chaim Vital ihn aus eigener Initiative
aufsuchen würde.
Trotz der Abneigung Rabbi Chaim Vitals, den ARI
zu besuchen, hatte er viele Träume, die ihm erklärten, sich vor dem ARI bescheiden zu zeigen. Er beurteilte diese Träume als
Einbildung.
Eines Tages, da er durch einen bestimmten Abschnitt beim Studium des
Heiligen Sohar blockiert und an seine Grenzen gekommen war, hatte er einen neuen
Traum, diesmal mit folgender Aussage: Nur der ARI kann dir
diesen Abschnitt erklären. Gehe nach Safed und studiere unter ihm.
Dieses Mal beachtete Rabbi Chaim Vital die Botschaft und begab sich nach Safed,
um den ARI zu treffen. Er nahm sich vor, der
hingebungsvollste Schüler des ARI zu werden, wenn dieser ihm
diese schwierigste Passage aus dem Sohar erklären könne. Und so kam es, dass
Rabbi Chaim Vital so beeindruckt durch dieses Treffen war, dass er zum Meisterschüler und
engagiertesten Anhänger des ARI wurde. Er notierte den
Unterricht des ARI für die Nachkommenschaft, um seine
Weisheit weltweit zu verbreiten.
LOBPREISUNGEN DES ARI
In seiner Einleitung zu "Etz Chaim" beschreibt Rabbi
Chaim Vital die vielfältigen Aspekte der Weisheit der Kabbala des ARI:
"Er kannte die Geheimnisse der Schöpfung, das Geheimnis der
G-ttlichkeit, die Sprache der Vögel und der Bäume, die Geheimnisse, die durch das Feuer
enthüllt werden, wie es auf Kohle einwirkt, sowie die Sprache der Engel.
"Er kommunizierte mit reinkarnierten Seelen, kannte jedes Geheimnis
jedes Menschen, deren Wurzeln der Seelen und alle Begebenheiten ihrer vergangenen Leben.
Er konnte sich mit Dybbuks verständigen, sie korrigieren und von den Leuten
verdrängen, deren Körper sie befallen hatten.
"Er sprach mit den Seelen der verstobenen Tzaddikim, welche
ihm die Geheimnisse de Torah enthüllten. Er konnte den Charakter einer Person
einschätzen, indem er die Eigenschaften ihres Gesichts studierte, konnte Psalme lesen,
Träume deuten und Tikunim vornehmen (Korrekturen der Seele).
"Er war vollkommen in seiner Furcht vor Hashem,
der Liebe von Hashem, der Furcht vor der Sünde, in seiner
Menschlichkeit und seinem Charakter.
Der ARI hatte das Talent, die innersten Tiefen
des Heiligen Sohar zu erforschen. Während seiner Zeit als Einsiedler war es
nicht ungewöhnlich für ihn, viele Monate über die verborgene Bedeutung eines Verses zu
sinnen, bis sie ihm enthüllt wurde.
Der ARI deckte außerordentliche Geheimnisse
innerhalb der poetischen Wörter des Sohars auf. Er beschrieb ein System der
Evolution, welches weit über das hinausragt, was Darwin Jahrhunderte später erklären
würde. Der ARI schrieb: Es wird eine Zeit kommen, da Männer
der Wissenschaft versuchen werden, auf ihrer Suche nach der fehlenden Verbindung zwischen
Mensch und Tier den Affen als lebende Art, von dem sich der Mensch entwickelte, zu
betrachten. (Baum des Lebens,42:1)
Der ARI erklärte jedoch, dass der Affe ein
"trügerisches Bild" des Menschen sei. Wie der Mensch besitze der Affe fünf
Finger an jeder Hand. Aber anders als beim Menschen könne er seinen Daumen nicht so
präzise gebrauchen. Der Daumen entspricht dem höchsten Maß einer zehndimensionalen
Wirklichkeit, einem Niveau, welches die Kabbalisten Kether nennen. Gemäß dem ARI ist der Daumen der Schlüssel zur menschlichen Intelligenz. In
dem 4-zu-1-Verhältnis der Finger der menschlichen Hand und deren Möglichkeit, jeden
Finger auf die Daumenspitze zu bewegen, verbirgt sich das g-ttliche Muster der Einsmachung
der Viel(Vier)heit, welches sich auch als immer wiederkehrendes Muster durch die gesamte Torah
bewegt.
Bemerkenswerter Weise erklären uns die Wissenschaftler heute, dass der
evolutionäre Vorteil des Menschen im "gegenüberstellbaren Daumen " verwurzelt
sei. Der Daumen erlaube uns, Werkzeuge herzustellen und folglich wäre er der Schlüssel
zur Entwicklung menschlichen Intelligenz.
Der ARI war ein Mensch, der das Konzept des
Geistes über der Materie lebte.
Er sagte: Die Elemente der Zeit, des Raumes und der Bewegung sind nur ein Ausdruck der
Beschränkungen, die der Seele vom physischen Körper auferlegt werden. Wenn die Seele
Einfluss über den Körper hat, hören diese Begrenzungen auf zu bestehen. Lassen Sie uns
jetzt nach Jerusalem gehen, denn unsere physischen Körper haben ihren Einfluss über
unseren Seelen verloren.
"Dies alles erreichte er resultierend aus seiner höchsten Frömmigkeit
und Askese, sowie mittels seiner totalen Versenkung in das Studium unserer kabbalistischen
Werke. Seine Frömmigkeit war so groß, dass Eliyahu Hanavi
selbst sich vor ihm enthüllte."
Der ARI verwendete dieses Leistungsvermögen,
um anderen zu helfen, und ihm wird zugeschrieben, die Seele vieler einzelner Menschen
korrigiert zu haben. Der ARI wurde erwählt, einer der 10
Weisen zu sein, die für die Führung der Mitglieder der Gemeinschaft von Safed
verantwortlich waren. Er übte sein Amt der Supervision nie mit Härte aus, sondern
mit dem Mitgefühl, der Wohltätigkeit und dem tiefen Verständnis der menschlichen Natur,
die der Kern seines Charakters waren.
Zusätzlich zu dem Verbessern der lebenden Seelen identifizierte der ARI die Gräber der großen Torah- Gelehrten, deren
Beisetzungssorte bis dahin nicht bekannt waren, und er entwickelte die Gebete, die an
jedem dieser Begräbnisstätten gesprochen werden sollten. Er übermittelte seinen
Schülern diese Liste. Shmuel, der Sohn von Rabbi Chaim Vital, kopierte diese und druckte
die Liste am Ende des Kapitels "Shaar Hagilgulim", des "Etz
Chaim" von Rabbi Chaim Vital. Die Liste umfasst viele Gestalten des Tanach,
wie Nachum HaElkoshi, Benayahu ben Yehodaya, Adino Haetzni, Shmuel Hanavi und verschiedene
Weisen der Mishna- Perioden, des Talmud und der frühen
Autoritäten.
Der ARI wohnte weniger als drei Jahre in Safed,
von 5330 bis 5332 (1572). Alle Torah-Weisen von Safed erkannten
schließlich seine Größe und unterwarfen sich ihm. Der Heilige ARI
gab seinen Unterricht in den Feldern, den Bergen und Tälern, die Safed umgeben.
Häufig legte er die mystische Bedeutung der Mitzvot dar. Manchmal nahm er seine
Kursteilnehmer zu den Begräbnisstätten außerhalb Safeds mit. Zusammen beteten
sie für das Wohlergehen der Jüdischen Nation.
BEWEGENDES VOR DEM GRAB
Wie von Eliyahu Hanavi vorausgesagt, verschied
der Heilige ARI nicht lange, nachdem er seine Weisheit Rabbi
Chaim Vital übermittelt hatte. Alle Bewohner Safeds waren bei seinem Begräbnis
anwesend, und die Gelehrten der Stadt ordneten an, dass sogar die Kohanim es begleiten
durften.
Der Heilige ARI wurde neben dem Ramak begraben.
Während der Sarg des ARI in das frisch ausgehobene Grab
gesenkt wurde, sprang Rabbi Chaim Vital hinein, packte den Körper seines geliebten
Mentors und weigerte sich, ihn loszulassen. Die anderen Schüler des ARI
konnten es kaum schaffen, ihn aus der Grube zu ziehen.
Vor dem endgültigen Schließen des Grabes bat das Oberhaupt der
Beerdigungsgesellschaft der Stadt den ARI um Vergebung.
Danach sagte er: "Möge sein Verdienst uns und alle Juden schützen. Mögen wir von
Not und Kummer bewahrt und schnell erlöste werden. Sein Wille geschehe."
In den Versen der Torah steht geschrieben: "Sod Hashem
l'yireiav (das Geheimnis G-ttes wird denen enthüllt, die ihn fürchten). Das
hebräische Wort "l'yireiav" enthält alle Buchstaben des Namens Luria.
Möge die Lehre des Heiligen ARI, des Meisters der Kabbala, fortfahren, uns zu
inspirieren.
***
Adapation: Peter Staaden
Teile des englischen Original-Textes by D. Friedman
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