"Der Baal Shem Tov begegnet dem Moshiach" (Chai Elul)

von Rabbi Yisrael Baal Shem Tov

Adapted in english from the original version by: Rabbi Moshe Wisnefsky
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Rabbi Yisrael Baal Shem Tov ["Israel, Meister des Guten Namens (G-ttes)," 1698 -1760], war der Begründer der Chassidischen Bewegung. Hier vorliegend, in dem berühmten Brief [1], welcher der Baal Shem Tov seinem Schwager im Heiligen Land schrieb, dem Rabbiner Gershon von Kitov, in dem er sein Treffen mit der Seele des Mashiach beschreibt, bei dem der Letztere ihm Anweisungen erteilte, wie man sein Kommen beschleunigen kann.

Bestimmte Schüler des Baal Shem Tov machten es zur Gewohnheit, diesen Brief sehr eingehend zu studieren – manche lasen ihn sogar täglich – denn sie hatten festgestellt, dass er die grundlegenden Elemente der Lehre des Baal Shem Tovs enthält, die sinngemäß zur Enthüllung des Mashaich führt.

Die Übersetzung (fettgedruckt) basiert auf derjenigen von Rabbi Aryeh Kaplan, Chassidic Masters, Seite 12. Der Kommentar (kursiv) und die Anmerkungen (kleiner Schriftgrad am Ende des Textes) basieren überwiegend auf Rabbi Yitzchak Ginsburghs Buch Sod HaShem Lireiav, S.362-3 (Jerusalem, 1985).

   

An Rosh Hashanah des Jahres 5507 [2] führte ich, mittels eines Schwures, eine Emporhebung der Seele [3] durch, wie Dir bekannt ist, und sah erstaunliche Dinge, die ich nie vorher gesehen hatte. Was ich sah und erlernte, ist unmöglich in Wörtern zu übermitteln, nicht einmal von Angesicht zu Angesicht.

Als ich zum unteren Garten Eden zurückkam, [4] sah ich unzählige Seelen, beides, lebende und tote, einige die ich kannte, und andere, die ich nicht kannte. Sie eilten hin und her, gingen von einem Universum zum anderen, durch den Pfeiler, [5] welcher denen bekannt ist, die sich in den Geheimnissen vertiefen. Ihr Zustand der Freude war so groß, dass Lippen es nicht ausdrücken können und das physische Ohr zu grob ist, es zu vernehmen.

Es gab auch viele boshafte Personen, die bereut hatten; ihre Sünden wurden verziehen, da dies eine besondere Zeit der Gnade war. Selbst für meine Augen war es erstaunlich, wie viele als Reumütige angenommen wurden, viele von ihnen sind Dir bekannt. Unter ihnen war ebenso eine große Freude, und auch sie stiegen in der oben erwähnten Weise empor.

Alle flehten und ersuchten mich fortwährend: "Wegen des Ruhmes deiner Torah, bewilligte G-tt dir größeres Verständnis, um diese Dinge wahrzunehmen und zu wissen. Steige mit uns auf, damit du unsere Hilfe und Unterstützung sein kannst."

Wegen der großen Freude, die ich unter ihnen sah, entschied ich, mit ihnen emporzusteigen. Auf Grund der großen Gefahr, die beim Aufsteigen in das übernatürliche Universum enthalten ist, bat ich meinen Meister [6] mit mir zu kommen, denn ich war nie zuvor auf solch ein hohes Niveau gestiegen. Ich stieg von Stufe zu Stufe auf, bis ich die Kammer des Mashiach [7] betrat, wo der Mashiach mit allen Weisen und Tzadikim Torah erlernte, und ebenso mit den sieben Hirten. [8]

Ich sah dort große Freude, aber ich kannte nicht den Grund dafür. Anfangs dachte ich, dass der Grund für diese Freude sei, dass ich von der körperlichen Welt dahingeschieden war, G-tt behüte. Später erklärten sie mir, dass meine Zeit zu sterben noch nicht gekommen sei, da sie große Freude in der Höhe hätten, wenn ich hier unten Einigung, durch die Heilige Torah hervorbringe. Bis zum heutigen Tag, kenne ich nicht den Grund für diese Freude.

Ich fragte den Mashiach: „Wann wird der Meister kommen?“, [9] und er antwortete: „Hiermit wirst du es wissen“: 
"In der Zeit, wenn deine Lehre in der Welt bekannt und enthüllt wird, und deine Quellen zu den fernsten Gegensätzen durchbrechen, das was ich dich lehrte und was du verstanden hast, und sie sollen so wie du fähig sein, Einigungen und Erhebungen durchzuführen, und dann werden alle Kelipot aufhören zu bestehen, und es wird sein eine Zeit des Wohlwollens und der Erlösung."

Der Mashiach setzte fünf Bedingungen für sein Kommen; jede von ihnen ist ein Schritt in einem allmählich zunehmenden Prozess: 

1. „Deine Lehre wird in der Welt bekannt und enthüllt werden“:
Für die meisten Mystiker und spirituell Orientierten ist es eine sehr schmerzliche Erfahrung, eine öffentlichen Person zu werden. Nichtsdestoweniger ist es eine Herausforderung, mit der man rechnen muss, wenn die eigenen Einsichten und Lehren die Welt beeinflussen sollen.

2. „Deine Quellen werden zu den fernsten Gegensätzen durchbrechen“:
(Mischle, Sprüche 5:16): Sein vollständiges Selbst, seine „Quellen“ müssen enthüllt werden. Wenn der Mashiach kommt, muss jeder dazu imstande sein, etwas von dem zu sein, was der Baal Shem Tov ist.

3. „Das, was ich dich lehrte und was du verstanden hast [für dich selbst]“:
Formulierbare Ideen und sogar jene Ideen, die in sich selbst unaussprechlich sind, müssen enthüllt werden.

4. „Sie sollen so wie du fähig sein, Einigungen und Erhebungen durchzuführen“:
Die vereinigende Energie des Baal Shem Tov muss jedermann zugänglich werden. In seinem einfachsten Sinn bedeutet dies, dass sich jeder der Lehre des Baal Shem Tov, von der Gleichheit aller Seelen des gesamten Jüdischen Volkes anschließen sollte, der Grundlage seiner endlosen Liebe aller Juden (siehe: Tanya ch. 32).

5. „Dann werden alle Kelipot aufhören zu bestehen, und es wird sein eine Zeit des Wohlwollens und der Erlösung":
Das Übel kann gänzlich ausgelöscht werden und das transzendente Licht G-ttes kann erstrahlen. Die Ausrottung des Übels auf diesem Niveau, kann so verstanden werden, als sehe man es letztendlich als Gutes. Dieses kann jedoch nicht erfolgreich vollendet werden, ohne zuerst die vorhergehenden vier Niveaus zu erreichen.

Ich befand mich in Verwunderung und großer Verzweiflung hinsichtlich der Zeitspanne, die dafür notwendig sein könnte?! Durch das jedoch, was ich dort lernte -drei kraftvolle Übungen und drei Heilige Namen, einfach zu erlernen und zu erklären– beruhigte sich mein Geist, und ich dachte, dass möglicherweise durch sie Menschen meiner Natur Niveaus erlangen könnten, welche meinen ähnlich sind. Dann würden sie aufsteigen, lernen und wahrnehmen, genau so wie ich. Jedoch wurde mir an allen Tagen meines Lebens keine Erlaubnis erteilt, dies zu offenbaren.

Nichtsdestoweniger, nach Ansicht des Rabbiners Mordechai von Neshchiz (1748-1800), verweist der Baal Shem Tov in der Fortsetzung seines Briefes (Imrei Kodesh 40; Sefer Baal Shem Tov S.122, Ende der Anmerkung 13) auf diese Praktiken.

Deinetwegen, stellte ich eine Bitte, dass mir erlaubt werde, Dir dies zu unterrichten, jedoch wurde die Erlaubnis verweigert. Noch bin ich durch diesen Schwur gebunden, aber dies kann ich Dich wissen lassen, und möge G-tt Dir beistehen, Dein Weg soll immer in Anwesenheit G-ttes verlaufen und niemals Dein Bewusstsein, in der Zeit Deines Gebets und Studiums, verlassen. Jedes Wort Deiner Lippen sollte beabsichtigen zu einen [10]: denn in jedem Buchstaben sind Welten und Seelen und Göttlichkeit [11], und sie steigen empor und verbinden sich, vereinen sich miteinander, und danach verbinden und vereinen sich die Buchstaben, um ein Wort zu werden, und [dann] in wahrhaftiger Einigung, in Göttlichkeit zu vereinen.

Hier werden nur zwei Verben verwendet: "verbinden und vereinen." In dem nachfolgenden Satz "und [dann] in wahrhaftiger Einigung, in G-ttlichkeit zu vereinen", erscheint nur ein Verb, "vereinen". Daraus lernen wir, im Besonderen, dass es drei Stadien der frommen Betrachtung gibt: Meditation der Geheimnisse der einzelnen Buchstaben; Meditation auf den dynamischen Prozess der Buchstaben, die sich kombinieren, um sinnvolle Wörter zu bilden; und, in der Terminologie von Tanya (II, ch.12 [89b]), Meditation auf das "Licht über allem", das spontan, um den Gesamtaufbau eines fertigen Wortes erscheint.

Umfasse deine Seele mit ihnen, in wirklich jedem Zustand. Alle Welten vereinen sich in eine und steigen empor, um eine unendlich große Freude und Vergnügen hervorzubringen, wie du es von der körperlichen Freude von Bräutigam und Braut im Kleinen kennst, im physischen Mikrokosmos, wie viel mehr ist es auf solch einem erhabenen Niveau, wie diesem. Sicher wird G-tt deine Unterstützung sein, und wohin du dich auch wendest, wirst du erfolgreich sein und größeres Bewusstsein erreichen. "Dem Weisen gib, er kann noch weiser werden." (Michle, Sprüche 9:9)

   

  

   


   

  

[1] Er wurde zuerst im Jahre 1781 als Anhang zu Ben Porat Yosef [S.128a] von Rabbi Yaakov Yosef von Polnoye veröffentlicht, einer der Meisterschüler des Baal Shem Tov. Seit dem ist er viele Male in den verschiedensten Büchern neu aufgelegt worden. Dieser Brief hat nie seinen Bestimmungsort erreicht.

[2] Dies war 12 Jahre und 12 Tage nach dem der Baal Shem Tov begonnen hatte, öffentlich zu unterrichten (18 Elul, 5494 [1734 n.Ch.]). Seit dem der Baal Shem Tov öffentlich lehrte bis zu seinem Dahinscheiden 1760, traten die Ereignisse, die in diesem Brief beschrieben wurden, am Mittelpunkt dieser Periode auf.

[3] Zu den höheren spirituellen Reichen. 

[4] Eines der Niveaus der Aufenthaltsorte der dahingeschiedenen Seelen.

[5] Dieser steigt vom Niedrigen zum Höheren Garten Eden (siehe: Tanya, ch. 39 [52a]).

[6] Achiya der Shilonite. Achiya wird in Könige I 11:29, 14:2 erwähnt, er soll von der Generation des Exodus stammen und war der Mentor des Propheten Elijah. siehe: Toldot Yaakov Yosef, Balak (S. 575), Keter Shem Tov 143

[7] Wird im Sohar als "das Nest des Vogels" bezeichnet, wird am Ende von Etz Chaim im Detail beschrieben.

[8] Wie im Talmud Sukka 52b verzeichnet ist: Adam, Seth, Methuselah, Abraham, Jacob, Moses und David. Gemäß dem Sohar (3: 103b): Abraham, Isaac, Jacob, Moses, Aaron, Joseph und David.

[9] Diese Frage wurde dem Mashiach bereits in Talmudischen Zeiten durch Rabbi Yehoshua ben Levi (Talmud Sanhedrin 98a) gestellt. Damals war die Antwort: "Heute", was vom Propheten Elijah mit folgender Bedeutung gedeutet wurde: "Heute - wenn du nur der Stimme G-ttes hören würdest" (Wenn ihr doch heute auf seine Stimme hören wolltet.) (Preislieder 95:7). Nach Ansicht des Rabbiners Yosef Yitzchak von Lubavitch (Likutei Dibburim, Simchat Torah 5690, #30 [S. 618ff]), sagte der Baal Shem Tov in Wirklichkeit zum Mashiach: "Wir haben bereits Seine Stimme gehört, sogar in dem Ausmaß unsere Leben auf Geheiß zu geben. Warum dann also, bist Du nicht gekommen?"

[10] Das heißt: Sei dir bewusst und erwäge jedes Wort.

[11] Dies sind die "drei mächtigen Praktiken", auf die schon früher im Brief angespielt wurde, sie gehören zu den grundlegenden Lehren des Baal Shem Tov. Für eine ausführliche Beschreibung dieser Technik, siehe: Die hebräischen Buchstaben von Rabbi Yitzchak Ginsburgh.

  

  

  

 

Übersetzung und Adaption
Peter Staaden ©
Korrektur:  Martina Spriestersbach

 English original version by : A PROJECT OF
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