Es ist richtig, dass eine Person wie ihr Schöpfer werden
        sollte, denn somit würde sie dem Geheimnis der Übernatürlichen Form innewohnen, sowohl
        im Ebenbild als auch in ihrem Ähnlichsein. Denn wäre eine Person nur im Körper
        ähnlich, jedoch nicht in den Taten, würde sie die Form fälschen, und die Leute würden
        von solch einer Person sagen: eine schöne Form, aber die Taten sind hässlich. Dennoch
        soll das Wesentliche des Übernatürlichen Ebenbildes und des Übernatürlichen
        Ähnlichseins in den Taten gefunden werden, denn was für einen Nutzen gewinnt eine
        Person, wenn [der Körper] wie der Übernatürliche Form in der Struktur ihrer Organe
        gleicht, aber die Taten nicht wie die ihres Schöpfers sind? Folglich ist es angebracht,
        dass man sich nach der Aktivität von Keter formt, nämlich den obersten dreizehn
        Attributen der Gnade, wie es in diesem Vers erwähnt wird: 
        "Wer ist wie du ein G-tt, der Schuld vergibt, hinwegsieht
        über Abfall, dem Rest seines Erbguts? Nicht hält er immerfort den Zorn fest, denn Liebe
        will er. Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und
        alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. Du wirst Jakob die Treue halten und
        Abraham Gnade erweisen, wie du es unsern Vätern zugeschworen, seit Urzeittagen."
        (Tere-Asar, Micha 7:18-20)
        Das erste ist: 'Wer ist wie du ein G-tt....'. Dies lehrt, das
        G-tt ein demütiger Lehrer ist, der unvorstellbare Demütigungen erträgt. Nun, ohne
        Zweifel, wird nichts vor der Wahrnehmung G-ttes verborgen; über dies gibt es keinen
        Moment, in dem die Menschheit nicht von der G-ttlichen Übernatürlichen Energie ernährt
        und unterstützt wird, die sich nach unten auf sie ergießt. Folglich kannst du erkennen,
        dass keiner gegen G-tt sündigt, außer genau in dem Moment, da G-tt nach unten auf diese
        Person die Kraft ergießt, die dieser Person erlaubt zu existieren und ihre Glieder zu
        bewegen. Und obwohl diese Person durch diese Energie sündigt, hält G-tt diese in keiner
        Weise zurück. Eher erträgt das Heilige Gesegnete Eine diese Demütigung, um die Quelle
        der antreibenden Energie für die Glieder dieser Person zu bleiben, obgleich diese
        Einzelperson diese Energie in diesem Moment durch Sünde und Überschreitung verbraucht,
        und G-tt zu Groll provoziert; dennoch erträgt dies das Heilige Gesegnete Eine. Das ist
        die Qualität, die eine Person einüben sollte, nämlich Geduld. 
         
         
        Moshe Cordovero (1522-1570), 
        Tomer Devorah (The Palm Tree of Deborah), chapter 1 (beginning).
         
         
        Übersetzung von
        Peter Staaden 
        Korrektur: Martina Spriestersbach