Kabbala - Lehrgang


Lektion 4 

 

Frage: Was bedeutet: "das Licht das in das Parzuf eindringt, und das Licht welches aus dem Parzuf heraus kommt?“

Antwort: Wir wissen alle, was ein befriedigtes oder ein unbefriedigtes Verlangen ist. Auf die gleiche Art und Weise entspricht das Eindringen des Lichtes in ein Parzuf der Befriedigung eines Verlangens, dem Hochgenuss und  dem Gefühl der Wonne. Wenn das Licht herauskommt, bleibt eine Leere, eine Unzufriedenheit, obwohl das Gefühl der Leere im Spirituellen nicht existiert. Wenn das Or Chochma herauskommt, bleibt das Or Chassadim. In dem das Parzuf  das Licht aus sich herauskommen lässt, weiß das Parzuf  in jedem konkreten Fall sehr gut, was eine Ablehnung einer bestimmten Portion von Genüssen in ihm verursachen wird.

In den spirituellen Welten, entspricht diese Ablehnung einer Wandlung von einem egoistischen in einen altruistischen Genuss, was einem unvergleichlich stärkeren Gefühl entspricht. Wenn das Parzuf merkt, dass es nicht empfangen kann um dem Meister Freude zu bereiten, lehnt es ab, etwas für sich selbst zu erhalten. Selbstverständlich benötigt man eine gewisse Unterstützung und eine dem Egoismus entgegengesetzte Kraft, um eine solche Entscheidung zu treffen. Mit anderen Worten einen Schirm. Genau er ist es, der in diesem Bereich ausschlaggebend und entscheidend ist.

Mit einem Schirm ausgestattet, beginnt das Keli das Licht an Stelle der Dunkelheit zu sehen. Die Quantität des Lichtes, das sich enthüllt, ist proportional zur Kraft des Schirms. Ohne Schirm erlaubt das Licht in keinem einzigen Moment, auf eine altruistische Art handeln zu können. Es ist ganz genau diese Abwesenheit des Lichtes, diese erste durch das Keli durchgeführte Einschränkung, welche diesem erlaubt, den Schirm so zu konstruieren, dass es das Licht in sich selbst erhalten kann. Man kann nur von einem spirituellen Verlangen sprechen, wenn ein Schirm in Kraft ist.

Wir haben vorher die 5 Parzufim  der Welt des Adam Kadmon untersucht. Wie wir bereits betont haben, ist die wesentliche Aufgabe des Studiums der Kabbala, das Erwerben der göttlichen Eigenschaften, das Füllen des Parzuf, der Seele, durch das Licht. Sobald das Licht im Keli eindringt, beginnt es dort sofort mit der Ausübung seiner Handlung, indem es dem Keli seine altruistischen Attribute übermittelt. Der Mensch nimmt dann war, was er gegenüber diesem Licht darstellt. Er empfindet ein Schamgefühl vor seinem eigenen Gefühl der Notwendigkeit zu empfangen. Er will von nun an ein Abbild des Schöpfers werden. Die Kraft des göttlichen Lichtes kann nicht die Natur des Keli ändern, das der Schöpfer Selbst geschaffen hat. Es kann jedoch die Richtung seiner Funktion ändern, indem es den Genuss der aus egoistischen Zwecken empfunden wurde, in einen Genuss umwandelt, der auf den Schöpfer ausgerichtet ist.

Dieses Schema wird als das "Empfangen mit der Absicht zu geben" bezeichnet. Es erlaubt dem Malchut sich gänzlich an der Penetration des Lichtes zu erfreuen, indem es die gefühlten Genüsse, Freuden und Vergnügen auf den Schöpfer ausrichtet und es dabei weiter seine Freude hat. Jedoch dieses Mal, indem es dem Schöpfer Vergnügen bereitet. Im Laufe der ersten Phase Alef der Zunahme des direkten Lichtes (Or Yashar), machte das Malchut nichts weiteres, als das durch das Licht verschaffte Vergnügen, welches eingedrungen war, zu empfinden, zu empfangen. Jedoch in Anbetracht des Ausbreitens des Lichtes aus der unendlichen Welt bis zu unseren Welt, und wieder umgekehrt in Richtung der unendlichen Welt, aber dieses Mal mit der Benutzung eines Schirms, empfängt das Malchut erneut das ganze Licht in sich, jedoch in einer Absicht, die auf den Schöpfer ausgerichtet wurde. Dies erlaubt es ihm Zugang zu unendliche Genüsse zu erhalten, auf allen seinen Niveaus des Verlangens,  den Niedrigsten genau wie den Höchsten. Dies bezeichnet man durch den Ausdruck "Empfindung der Fülle“.

Es geschieht auf dem Niveau der 5 Parzufim der Welt von Adam Kadmon, dass alle Reshimot der unendlichen Welt zu Ende gehen, mit deren Hilfe es möglich ist das Malchut bis zum Tabur zu füllen. Selbstverständlich bleibt ein sehr mächtiges Verlangen unter dem Tabur des Galgalta erhalten. Diese Verlangen sind nicht mit einem Schirm ausgestattet, sie können deshalb auch nicht mit Licht gefüllt werden. Wenn wir einmal damit erfolgreich sein werden, den niedrigeren Teil von Galgalta mit Licht zu füllen, würde sich das Gmar Tikkun (die Vollendung der Korrektur) produzieren.

Um diese Aufgabe zu verwirklichen, müssen die Nekudot von SA“G unter den Tabur, am Ausgang des Lichtes, außerhalb des Parzufs von SA“G herabsteigen. Wir wissen, dass Galgalta auch den Namen von: Keter, A“B - Chochma, SA“G - Binah, M“A - Z“A  und  BO“N - Malchut trägt.

Das Parzuf von Binah charakterisiert sich durch die Tatsache, dass es alle Verlangen betreffen kann. Es wünscht sich ausschließlich altruistisch zu geben, es benötigt nicht das Or Chochma, seine Eigenschaft ist jene „ohne Vorbehalt zu geben“, die des Or Chassadim. Das SA“G kommt heraus, um zum Reshimo Gimel Hitalsut, Bet von Aviut zu führen. Weder Galgalta, noch das A“B, die durch ihr egoistisches Verlangen „zu erhalten“ gesteuert werden, können unter den Tabur herabsteigen, wohl wissend, dass sich dort noch mächtigere Verlangen befinden, als auf dem Niveau,  auf dem sie sich befinden. Unter dem Tabur füllen die Nekudot von SA“G den Galgalta mit dem Licht Or Chassadim, der Genüsse, die einen das „ohne Vorbehalt zu geben“ fühlen lassen. Diese Genüsse können sich ohne Einschränkung in jedem Verlangen des Parzuf fortpflanzen.

Unter dem Tabur bilden die Nekudot von SA“G ein neues Parzuf, welches seine 10 Sefirot umfasst: Keter, Chochma, Binah, Chesed, Gevura, Tiferet, Netzach, Hod, Yesod, Malchut. Dieses Parzuf trägt den Namen der "Nekudot von SA“G“. Es ist von sehr großer Bedeutung, denn es ist ein Teil von Binah, der an sich heranzieht, diese Elemente dann korrigiert und sie  erhebt, und somit spielt es eine wesentliche Rolle beim Vorgang der Korrektur.

Die Gesamtheit des Galgata von Oben bis zum Tabur setzt sich zusammen aus:

Auf dem Niveau des Kopfes aus den Sefirot: Keter, Chochma, Binah

Auf dem Niveau Toch: Chesed, Gevura, Tiferet

Unter dem Tabur, im Sof: Netzach, Hod, Yesod, Malchut

Wenn die Nekudot des SA“G unter den Tabur herabsteigen und damit beginnen, das Licht der Chassadim auf dem Niveau von Sof des Galgalta zu übermitteln, fühlen sie als Antwort eine sehr starke Reaktion der Reshimot, Restbestände des Lichtes, welche früher diese Kelim füllten. Es handelt sich um die Reshimot Dalet-Gimel. Die Kraft von Dalet-Gimel ist höher als jene des Masach der Nekudot von SA“G Bet-Bet. Das SA“G kann sich einem so starken Wunsch nach Licht nicht entgegensetzen, es beginnt folglich, das Licht für sich selbst zu erhalten.

Untersuchen wir jetzt, was die Phase Binah in der Verbreitung des direkten Lichtes von oben nach unten darstellt, unter Bezugnahme von Abb. 4. Diese Phase besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil will sie nichts empfangen, sie gibt alles ohne Vorbehalt. Dieser Teil wird GA“R (die 3 ersten Sefirot) von Binah genannt, er wird mit altruistischen Eigenschaften versehen. Der zweite Teil wird mit der Absicht ausgestattet, das Licht zu erhalten, aber um es zu übermitteln. Er empfängt jedoch nicht mit einer Absicht, die auf sich selbst ausgerichtet wurde, und trägt den Namen ZA“T von Binah.

Das Gleiche produziert sich im Parzuf der Nekudot von SA“G, das mit den Attributen von Binah ausgestattet ist. Seine 6 ersten Sefirot tragen den Namen von GA“R von Binah, die vier anderen jenen von ZA“T von Binah. Dieses mächtige Licht Chochma, welches das GA“R von Binah erreicht, berührt es nicht, ihre Beziehung charakterisiert sich durch Gleichgültigkeit. Auf dem Niveau von ZA“T von Binah, das wünscht „zu erhalten“, um „ohne Vorbehalt“ auf den niedrigeren Niveaus „zu geben“, kann das Licht nur bis zum Niveau von Aviut Bet eindringen. Wenn die Verlangen, die bis Binah gelangen über diesem Aviut sind, erscheint dann das Verlangen, in einer Absicht „zu erhalten“, die auf sich selbst ausgerichtet wurde.

Nach dem Tzimtzum Alef kann das Malchut nicht in einer Absicht erhalten, die auf sich selbst ausgerichtet wurde. Sobald ein Verlangen mit dieser Eigenschaft im ZA“T der Nekudot von SA“G erscheint, erhebt sich das Malchut und siedelt sich dann an der Grenze zwischen dem altruistischen und egoistischen Verlangen an, mit anderen Worten in der Mitte von Tiferet. Diese Bewegung des Malchut trägt den Namen: Tzimtzum Bet, zweite Einschränkung. Auf dieser Linie, formiert sich die neue Grenze der Ausbreitung des Lichtes, das Parsa, dass sich auf dem Niveau des Galgalta im Sium befand.

 

Abbildung 4

 

Wenn sich das Licht vorher nur bis zum Tabur ausbreiten konnte, wenn es vergeblich versuchte, unter dem Tabur einzudringen, durch die Ausbreitung des Parzuf  der Nekoudot von SA“G unter dem Tabur, hat das Licht der Chassadim gewissermaßen das Gelände für die Verbreitung des Lichtes Chochmah bis zum Parsa vorbereitet. Allerdings, wenn sich vor dem Tzimtzum Beth das Licht Chassadim unter dem Tabur nach dem Tsimtzum ausbreitet, gibt es absolut kein Licht mehr unter dem Parsa.

Das Parzuf der Nekoudot von SA“G hat unterhalb vom Tabur das Konzept des „Ortes" geschaffen. Was ist mit einem „Ort“ gemeint? Das ist eine Sefira, in der eine andere Sefira mit einer kleineren Größe existieren kann. Unsere Welt besteht als ein Ort. Wenn man von der Welt alles abzieht was sie enthält, nämlich die ganze Schöpfung, dann wird der Ort bleiben.

Wir sind nicht in der Lage, eine Wahrnehmung vom Konzept des „Ortes“ zu haben, aber man kann sagen, dass es sich ganz einfach um eine Leere handelt, die nicht messbar ist, die in anderen Dimensionen angesiedelt ist. Außer unserer Welt gibt es spirituelle Welten, welche alle transparente Welten darstellen, die weder wahrgenommen noch gefühlt werden können, da sie andere Dimensionen betreffen.

Die Welt Azilut erscheint danach an der Stelle von GA"R von Binah . Die Welt Briah bildet sich unter dem Parsa im niedrigeren Teil von Tiferet. Die Welt Yetsira erscheint an Stelle der Sefirot Netzach, Hod, Yessod. Die Welt Asiya, deren abschließender Teil unsere Welt genannt wird, bildet sich auf dem Niveau der Sefira Malchut.

Wie erhält man aus 10 Sefirot die 5 Sefirot, Keter, Chochmah, Binah, Z“a,  und Malchut? Jede dieser Sefirot, außer der von Z“A, besteht aus 10 Sefirot. Z“A, kleines Gesicht, besteht aus nur 6 Sefirot: Chesed, Gevura, Tiferet, Netzach, Hod, Yesod. Wenn man anstatt von Z“A seine 6 Sefirot nennt, dann wird man mit Keter, Chochmah, Binah und Malchut 10 Sefirot erhalten. Das ist der Grund, weshalb man manchmal von 5 Sefirot und manchmal von 10 Sefirot spricht. Er gibt kein Parzuf welches sich aus 12 oder aus 9 Sefirot bildet.

Es ist nicht nützlich oder gar von Vorteil, hebräische Begriffe, die in der Kabbala verwendet werden ins Deutsche zu übersetzen. Jeder Begriff stellt ein spirituelles Parzuf dar, oder besser eines von seinen Teilen. Die Übersetzung kann dazu führen, dass man sich Bilder aus unserer Welt vorstellt, was streng verboten ist. Denn man darf das spirituelle Niveau nicht auf das Niveau unserer Welt herabsetzen. Die Begriffe wie "Kopf, Mund, Körper, Kuss, Umarmung, Paarung usw." können in uns Assoziationen auslösen, die mit der Kabbala nichts zu tun haben. Es wird empfohlen, die Bezeichnungen im Hebräischen beizubehalten. Die deutschsprachigen Leser, die nicht des Hebräischen mächtig sind, haben einen Vorteil vor den Israelis, denn bei ihnen erwecken die Begriffe im Hebräischen keine Darstellungen unserer Welt.

 

 

Übersicht

Übersetzung von Peter Staaden