Kabbala - Lehrgang
Lektion 8
Die Heiligen Bücher beschreiben das Gefühl, das der Mensch erreichen kann,
sie sagen uns, dass es besser sei, das Spirituelle dem Materiellen vorzuziehen, ein Lob
auf den Schöpfer zu singen. Der Schöpfer benötigt nicht unsere Ehrerbietungen, denn Er
ist ohne Egoismus. Das Einzige, das der Schöpfer mag, ist es uns genießen zu sehen,
gemäß dem Anteil unserer Sehnsucht, Ihn vor allem anderen vorzuziehen, sowie unserer
Kapazität, nach Seinem Bilde zu werden. Die Fähigkeit den Schöpfer zu verherrlichen
bezeugt die richtige Orientierung des Keli. Die Genüsse, welche die Vereinigung
mit dem Schöpfer verschaffen, können unendlich und vollkommen werden, wenn sie nicht
aufgrund des Egoismus limitiert sind.
Der Altruismus ist ein besonderes Attribut, das spezifische Mittel, das Keli
zu korrigieren. Der Egoismus führt zu nichts Positivem. Wir können feststellen, dass der
Selbstmord bei der vermögenden Bevölkerung verbreiteter ist. Es geschieht in den reichen
Ländern, dass die Anzahl der Selbstmorde das höchste Ausmaß erreicht. Wenn man einer
Person alles gibt, man diese Person mit allem füllt, führt es dazu, dass sie den
Geschmack des Lebens nicht mehr fühlen wird. Der Geschmack wird nur am Berührungspunkt
zwischen dem Vergnügen und dem Leiden gefühlt, die Zufriedenstellung des Vergnügens
löscht das Verlangen.
Der göttliche Befehl das Keli zu korrigieren, um seinen Egoismus
in Altruismus umzuwandeln, wird uns zu unserem eigenen Wohl gegeben und nicht um den
Schöpfer zu verherrlichen. Die gegenwärtig gefühlte Wahrnehmung des Menschen wird durch
den Ausdruck "Olam haZeh" (diese Welt) beschrieben. Die Welt ist das,
was im gegenwärtigen Moment gefühlt wird, das nachfolgende Gefühl ist eine neue Welt.
Jeder der an einigen Kursen der Kabbala teilgenommen und dann aufgehört hat
zu studieren, hat auf jeden Fall etwas erworben, das weiterhin in ihm lebt. Im Unbewussten
von jedem Wesen wird die Kenntnis von dem eingraviert, was das Wesentliche im Leben ist.
Die Wesen sind alle verschieden, eines zum anderen, einige sind schlau,
andere geschickt, diese geschickten Personen haben viele Erfolge in der Gesellschaft, sie
bereichern sich schnell, werden Meister, nutzen die anderen aus. Einige werden faul
geboren, entwickeln sich langsam, sie haben kein Glück, sie können sogar mehr arbeiten
als jene, die geschickt sind, aber sie sind nicht erfolgreich, ihre täglichen Aufgaben
scheinen ihnen immer schwieriger. In unserer Welt ist es nicht möglich, die menschlichen
Anstrengungen zu bemessen, weil sie von sehr zahlreichen innewohnenden Qualitäten
abhängen, mit denen der Mensch geboren wird. Es gibt kein Gerät, das erlaubt, die
Qualitäten und die inneren Anstrengungen des Menschen zu messen, die Bemühungen sind
nicht von physischer, sondern moralischer innerer Natur.
Baal HaSulam schreibt, dass es in der Welt 10% Altruisten gibt. Er liegt in
der Natur dieser Personen glücklich zu sein, da sie mit Altruismus geben. Genauso wie ein
Egoist töten kann, wenn man ablehnt ihm etwas zu geben, wird der Altruist töten, wenn er
nicht mehr die Möglichkeit hat, ohne Vorbehalt zu geben, weil für ihn das ohne Vorbehalt
geben, das Mittel darstellt, Vergnügen zu empfinden. Diese altruistische Person ist
egoistisch denn trotz allen Anscheins ist es ihr antreibendes Prinzip zu empfangen, ohne
Vorbehalt zu geben. Es ist selbstverständlich, dass diese Personen ebenfalls ihre
Korrektur durchführen müssen, denn spirituell betrachtet, sind sie egoistisch, und es
ist für sie notwendig, einen langen Weg zu durchqueren, um sich bewusst zu werden, dass
sie nicht altruistisch sind, dass sie durch ihren Egoismus bewegt werden.
Je gröber der Mensch ist, desto egoistischer ist er, desto näher ist er
der Möglichkeit, dasjenige zu durchqueren, was ihn vom Spirituellen trennt, denn sein
Egoismus ist herangereift, er ist zur Blüte gekommen. In diesem Fall bleibt dem Menschen
nichts weiter übrig, als sich des Übels bewusst zu werden, das dieser Egoismus für ihn
darstellt, und den Schöpfer zu bitten, seine Absicht des "für sich selbst zu
empfangen" in ein "Geben um dem Schöpfer Vergnügen zu bereiten"
umzuwandeln.
Die Eigenschaft der Schande erscheint im Malchut von Ein Sof,
wenn das Malchut verstanden hat, dass Keter und das Bchinah Shoresh dem
Gefühl entspricht, welches das menschliche Wesen als Antipode zum Licht empfindet. Das Malchut
nimmt nicht das Licht wahr, sondern nur die Attribute, die das Licht im Malchut
erweckt. Das Licht ist gänzlich ohne Eigenschaften, jene die das Malchut in sich selbst
fühlt, sind die Folge der Aktion des Lichtes auf das Malchut.
Alle Reaktionen des Organismus sind nützlich und notwendig als spiritueller
Organismus, die Seele, und als animalischer Organismus, der Körper. In der Kabbala ist
man der Ansicht, dass alle Krankheiten die Reaktion des Organismus sind, um sich in einem
Zustand des Gleichgewichts zu halten.
Betrachten wir ein Beispiel, jenes der Krankheit eines Mannes, einer
fieberhaften Erkältung. Der Organismus verursacht eine Erhöhung der Temperatur des
Körpers, um die Mikroben zu töten, um sich zu schützen. Diese Reaktion müsste, gemäß
der Kabbala, als ein pathologischer Befund des Organismus angesehen werden, jedoch als
äußerer Ausdruck einer inneren Mitteilung, einer Reaktion auf das, was in ihm anwesend
ist. Deshalb ist es besser, die Symptome der Krankheit nicht zu eliminieren, um nicht die
Reaktion zu vernichten, die der Organismus auslöst, um sich davon zu befreien.
Unser Egoismus ist von einer bemerkenswerten Raffiniertheit. Wenn es
Verlangen gibt, die nicht zufrieden zustellen sind, lässt er sie verstummen, um in uns
kein unnötiges Leiden zu verursachen. Sobald jedoch günstige Bedingungen
zusammentreffen, wird dieses vergrabene Verlangen wieder an die Oberfläche gelangen.
Gemäß der Kabbala teilt sich die Entwicklung der Welt in die vier Stufen
des Or Yashar, wenn das Bchinah Alef sich in Beth umgewandelt
hat, Beth in Gimel, usw. Wenn das Malchut des Ein Sof
sich gebildet hat, hat es sich mit allen Verlangen der höheren Sefirot
imprägniert, die in ihr leben, und die kein Gegenstand irgendeiner Umwandlung sein
können.
Das spätere Erscheinen aller Welten und Parzufim zeugt nicht von
der Umwandlung der Verlangen, jedoch von deren Entwicklung. Das eine oder andere Verlangen
entsteht im Menschen gemäß seinen Absichten, aber die Verlangen verändern sich nicht,
nichts erscheint, was nicht früher schon bestand. Das gleiche gilt für die Gedanken, die
uns heute und nicht gestern in den Geist kommen; in der Tat, gestern waren sie uns einfach
verschleiert. Alles besteht in uns im verborgenen Zustand und manifestiert sich zu einem
Zeitpunkt oder an einem anderen, nichts erschafft sich.
Es geht nicht eine Gattung oder Art in eine andere umzuwandeln, zum Beispiel
das Unbelebte in Belebtes, Pflanzliches in Animalisches und umgekehrt. Es gibt
Zwischenstufen zwischen der unbelebten und pflanzlichen Welt, die Korallen. Zwischen der
pflanzlichen und tierischen Welt gibt es ebenso lebendige Organismen. Der Affe siedelt
sich in etwa zwischen der tierischen und menschlichen Welt an, wenn er jedoch nicht ganz
und gar ein eigenständiges Tier sein kann, kann er genau so wenig ein Mensch sein.
Die einzige Erscheinung, die auftreten kann, ist folgende: Wenn es einen
göttlichen Funken im menschlichen Wesen gibt, der es nach dem Spirituellen streben lässt
und in ihm das Verlangen schafft, etwas mehr erreichen zu wollen, wird der betreffende
Zweibeiner ein Mensch. Es gibt wenige Wesen, die den Namen des Menschen unter dem
Gesichtspunkt der Kabbala tragen können, es sind nur einige Einzelne.
Die Entwicklung der Wissenschaften und die technischen Fortschritte werden
zugelassen, um uns in eine Sackgasse zu führen und uns bewusst werden zu lassen, dass es
besser ist, nicht auf diese Weise fortzuschreiten. Jedoch ist man verpflichtet, zunächst
in die Sackgasse zu laufen.
Alle Kabbalisten haben Gruppen mit Schülern organisiert. In diesen Gruppen
war es immer verboten, eine Unterscheidung zwischen den guten und den schlechten Schülern
zu machen, oder diese gemäß der Kraft ihres Verlangens zu studieren einzuschätzen. Der
Mensch entsteht a priori mit einem ganz bestimmten Verlangen, und niemand weiß, weder
weswegen dem so ist, noch weswegen das Verlangen sich auf die eine oder andere Art
manifestiert. Die Unterscheidung und die Auswahl einer Gruppe erfolgen ganz natürlich,
damit sich eine ständige Gruppe heranbildet.
Niemand außer Chaim Vital hat den ARI verstanden. Es ist wahr, dass er nach
der neuen Methode, die durch den ARI ausgearbeitet wurde, tatkräftig studierte. Trotz der
Anwesenheit großer Kabbalisten in der Gruppe des ARI, hat er ausschließlich Chaim Vital
erwählt, um seine Kenntnisse nur ihm zu übermitteln. Der Unterricht eines Meisters
hängt von der Natur der Seelen ab, die in dieser Welt herabsteigen. Bis zum ARI waren die
Lehrsysteme und die Methode verschieden. Nach der Verbreitung der Methode des ARI können
nun eine Menge Menschen die Kabbala studieren, es reicht aus, danach das Verlangen zu
haben.
Der Baal HaSulam hat das System des ARI nicht geändert, er hat es vertieft
und weiterentwickelt. Weiterhin hat er präzise Kommentare über die Bücher des ARI und
über den Sohar geschrieben, die es unseren heutigen Generation erlauben, denjenigen die
es sich wünschen die Kabbala zu erforschen und sich dem Spirituellen anzunähern, den
eigentlichen Sinn der Werke zu erfassen und daraus Analogien abzuleiten, die auf die
Lektüre aller Bücher der Torah Anwendung finden.
Die Seelen, die vor dem ARI in dieser Welt herabstiegen, hatten eine
äußerst reine Wahrnehmung des Spirituellen, nach dem ARI haben die Seelen begonnen zu
studieren, eine Analyse von sich selbst und der spirituellen Welten mit Hilfe einer
spirituellen und wissenschaftlichen Methode durchzuführen. Deshalb wurden die vor dem ARI
erschienenen Bücher in Form von Legenden geschrieben. Nach dem ARI wurden die Bücher,
wie beispielsweise Talmud Esser Sefirot in der Sprache der Behinot, der Sefirot
und der Olamot geschrieben. Es handelt sich um ein wissenschaftliches Konzept der
Annäherung.
Das Studium der Wissenschaften unserer Welt sowie die darin enthaltenen
Erfahrungen und Entdeckungen machen für einen Kabbalisten keinen Sinn, denn er kennt
deren Beweggründe und deren Resultate mit Hilfe der Kabbala, denn sie ist die Quelle
aller Wissenschaften. Wenn der Kabbalist kein Wissenschaftler ist, kann er natürlich
nicht jedes Phänomen beschreiben, denn er hat keinen Zugriff auf die Terminologie, die
gewöhnlich in dem einem oder anderen präzisen wissenschaftlichen Bereich gebraucht
wurde.
Der Kabbalist fühlt die authentischen Gesetze der Schöpfung, die die
Grundlage der spirituellen und materiellen Essenz jeder möglichen Erscheinung sind. Mit
Hilfe welcher Sprache wird er die Beziehung zwischen dem einem oder anderen Element
beschreiben? Wie kann er die spirituelle Kraft definieren, die den Zusammenhalt dieser
Welt gewährleistet? Welches sind die Beziehungen zwischen den spirituellen Elementen ?
Keine Methodik unserer Welt erlaubt uns Informationen von dieser Art zu
übermitteln. Ein Kabbalist kann seine Gefühle von den spirituellen Welten übermitteln,
aber es ist viel schwieriger, mit denjenigen Personen über die spirituellen Welten zu
sprechen, die für diese Welten nicht empfindlich, nicht empfänglich sind. Selbst wenn es
dem Kabbalist möglich wäre, sich verständlich zu machen, wäre es nicht möglich
irgendetwas in unserer Welt zu verwirklichen, solange der Mensch sich nicht verändert.
Wenn die Menschen daran arbeiteten, ihre Natur und Attribute umzuwandeln, könnten sie
sich mit Hilfe der Sprache der Spiritualität untereinander verständigen und auf den
spirituellen Plan einwirken.
Jeder empfängt und leidet gemäß seinem Niveau. Um sich spirituell zu
erheben muss man sich mit einem Masach ausstatten, was nicht einfach ist. Der Mensch ist
wie in einem Teufelskreis, von dem es für ihn sehr schwierig ist herauszukommen, er
erkennt nicht, was über diesen Kreis hinaus ist. Dies ist einer der Gründe, die dazu
führen, dass die Kabbala von denjenigen eine geheime Wissenschaft genannt wird, die sie
nicht kennen.
Das Werk "Einführung in den Sohar" handelt von vier Stufen: die
Kenntnis und die Materialität, die bekleidete Materialität einer Form, die Form und die
Essenz. Die Wissenschaft erlaubt nur einen Zugang zum Studium der Materialität, der
bekleideten oder umhüllten Materialität einer Form. Eine Form ohne Materialität ist nur
ein abstraktes Konzept, das der präzisen Analyse entgeht. Die Essenz, welche das Leben
erweckt, die jedes Element oder jede Reaktion belebt, leitet sich vom Bereich des nicht
Erkennbaren ab.
Das gleiche gilt für das Spirituelle. Indem ein spiritueller Aspekt genau
untersucht wird, kann selbst ein großer Kabbalist die Kenntnis von der Materialität und
ihrer Verwirklichung in eine oder andere Form haben, jedoch ist die Form ohne ihre Materie
dem Verständnis nicht zugänglich. Mit anderen Worten: Hinsichtlich der Kenntnis der
Schöpfung hat der spirituelle Bereich auch seine Grenzen. Allerdings, wenn der Kabbalist
es erreicht hat, sich auf ein gewisses spirituelles Niveau zu erheben, erhält er von Oben
ein Geschenk, die Enthüllung der Geheimnisse der Schöpfung.
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