L E K T I O N   5

An unsere Kursteilnehmer


 

Damit das erschaffene Wesen unabhängig sein kann, muss es vollständig vom Schöpfer getrennt werden, damit das Wesen den Schöpfer nicht erfassen und wahrnehmen kann. Dies ist so, da Licht höher als ein Gefäß ist, und wenn es in einem Gefäß erscheint, steuert und bestimmt es, was sich das Gefäß wünscht.

Folglich, damit das erschaffene Wesen unabhängig werden kann, ist es notwendig, dass es in solch einer Situation geboren wird, in der das Licht vor ihm verborgen wird, es ohne eine Empfindung der Spiritualität oder der Existenz des Schöpfers belassen wird. Dieses wird erzielt, indem man ein Wesen auf der zum Schöpfer entferntesten Stufe erschafft. Solch eine Stufe wird "Olam Hazeh" genannt (diese Welt).

Zusammen mit dem Zustand, der Unabhängigkeit des erschaffenen Wesens, ohne durch das Höhere Licht beeinflusst zu werden, ist es ebenso mittellos und unwissend für ein Verständnis seiner Situation, der Wirklichkeit und dem Sinn und Ziel seines Daseins.

Aus diesem Grunde muss der Schöpfer für das erschaffene Wesen eine Umgebung vorbereiten, die für dessen Geburt und Entwicklung adäquat ist:

1) Beschränkung Seines Lichtes zum größt möglichen Grad, Tzimtzum (Einschränkung) nach Tzimtzum. Mit dieser Handlung werden Ebenen, Stufen aufgebaut, von oben nach unten, von der Stufe des "Ein Sof" (Unendlichen) das nahe dem Schöpfer ist, bis zur Stufe "dieser Welt", welche entfernt vom Schöpfer ist. Dieses wird als das Wissen der Entwicklung der Welten und Parzufim bezeichnet.

2) Sobald solch eine Situation für das erschaffene Wesen vorbereitet wurde, ist es ebenso notwendig, für es die Möglichkeit zu erschaffen, von seinem momentanen Stand aufzusteigen und die Stufe des Schöpfers zu erreichen. Wie ist dies möglich? Nach dem Tzimtzum Rishon (erste Einschränkung), kann das Or (Licht) weder das eingeschränkte Gefäß erreichen, noch in es eindringen! Infolgedessen stellt der Schöpfer dem Menschen ein "Segulah" (Hilfsmittel) zur Verfügung - das Umgebende Licht, das sogar ein zusammengezogenes Gefäß erleuchtet.

 

 

 

Rabbi Ashlag spricht von diesem Hilfsmittel im Paragraph 155 in der "Einleitung zur Studie der 10 Sefirot:"

"Daraus folgernd kann man fragen: Wenn dem so ist, warum wünschen die Kabbalisten, dass jede Person, die Weisheit der Kabbala erlernt? Denn in der Tat gibt es in ihr einen sehr wichtigen innewohnenden Stoff, der es wert ist publiziert zu werden: Für diejenigen, die sich eingehend mit der Kabbala beschäftigen, gibt es ein wundervolles, unschätzbares Hilfsmittel, und obwohl sie möglicherweise nicht verstehen können, was sie studieren, werden dennoch die Lichter angeregt die ihre Seelen umkreisen, als Folge des Verlangens und des starken Wunsches, den Inhalt zu begreifen."

Dies bedeutet, dass jeder Person, die sich näher an den Schöpfer begeben möchte, versichert wird, dass sie am Ende alle wundervollen Einsichten erzielen wird, die der Schöpfer im Schöpfungsgedanken beabsichtigte, um allen Geschöpfen eine Wohltat und Zuwendung zu schenken. Gleichwohl ein Mensch dies eventuell nicht in der jetzigen Inkarnation verdient, so wird er es in der zweiten oder dritten Reinkarnation verdienen, um dass Ziel zu erfüllen, das der Schöpfer für ihn plante.

So lange der Mensch nicht seine Vervollkommnung verdient hat, werden jene Lichter, die ihn letztendlich erreichen sollen, als ihn umkreisende Lichter betrachtet. Dies bedeutet, dass sie bereit sind und ihm nahe stehen, jedoch darauf warten, dass er sein empfängliches Gefäß verfeinert, an dem Punkt, an dem diese Lichter dann in das gekennzeichnete Gefäß gekleidet werden.

Demnach gilt, selbst wenn es dem Menschen an Gefäßen mangelt, wann immer er sich in die Weisheit der Kabbala vertieft und die Namen der Lichter und der Gefäße erwähnt, die ihm entsprechend dem Aspekt seiner Seele dienlich sind, werden diese sofort bis zu einem gewissen Grad auf ihn scheinen, aber ohne innerhalb seiner Seele gekleidet zu werden, da die geeigneten Gefäße noch nicht vorhanden und bereit sind.

Die Erleuchtung die ein Mensch von Zeit zu Zeit immer wieder empfängt, während er diese Weisheit studiert, bringt ihm von Oben eine einzigartige Gunst und Ehre, und sie beschenkt ihn mit einem Überfluss an Heiligkeit und Reinheit, die ihn näher und näher an die Vervollkommnung heran zieht.

Es gibt, jedoch eine strenge Bedingung, die man einhalten sollte, wenn man sich eingehend in diese Weisheit vertieft, man sollte keine physischen oder imaginären Inhalte anthropomorphisieren (das Zuweisen von menschlichen Eigenschaften an nicht menschliche Wesen oder Objekte, - vermenschlichen), denn dies ist eine Verletzung des Gebotes: "Du sollst Dir keine Form und irgend ein Bild machen," - und es ruft Schaden anstelle von Nutzen hervor.

Was sich aus all dem hervorheben lässt ist, dass nur ein korrektes Studium der Kabbala jeden Menschen zum Sinn und Zweck seiner Lebens bringen kann. Genau dies ist, was alle Kabbalisten proklamieren! ...Und wer versteht die gesamte Wirklichkeit besser als sie?

Sie ist ein Hilfsmittel - mit dessen Hilfe jeder Mensch beginnen kann, von dieser Welt aus, zur Spiritualität aufzusteigen: nur mit der Hilfe des Umgebenden Lichtes. Wenn dies nicht in dieser Weise der Fall wäre, hätten wir keine Möglichkeit uns von unserer momentanen Stufe empor zu heben, denn die einzige Methode, ein Gefäß zu korrigieren, verwirklicht sich durch das Licht, und in diese selbstgefällige, egoistische Welt kann kein Licht kommen!

Um den Kursteilnehmern zu helfen, damit sie in ihren Studien nicht scheitern, kompilieren wir Fragen und Antworten und erstellen Verzeichnisse mit Wörtern und Konzepten. Während des Bildungsweges, liegt unser Primärinteresse nicht in der Tiefe oder Menge des Verstehens, sondern in der spirituellen Wahrheit. Denn unsere Kursteilnehmer sollen nicht nur einen Schub für ein intellektuelles Voranschreiten sondern vor allem für einen spirituellen Fortschritt empfangen.

Der Sinn und das Ziel des Studiums ist Nähe zum Schöpfer zu erreichen. Dies sollte immer im Bewusstsein des Kursteilnehmers sein, denn die Kabbalisten reichten ihre Einblicke für uns aus nur diesen Grunde hinunter, und nicht etwa dafür, dass wir wie Naturwissenschaftler über den Aufbau und die Natur der Existenz unterrichtet werden.

Der Glossar wurde z.B. erarbeitet um ein korrektes Verständnis für diese höchst subtilen Konzepte zu erzielen. Denn nur wer völlig vertraut mit den richtigen Erklärungen und Einsichten dieser Konzepte ist, kann Fehlinterpretationen dieser Weisheit vermeiden.

Denn nur wenn eine Person alle Wörter erklären kann, die sie liest, ist es zulässig, die Torah zu lesen und zu studieren. Andernfalls versteht diese Person alle Bücher der Torah, so als ob sie Geschichten über historische Begebenheiten enthalten würde. Im Allgemeinen steht die Bezeichnung "Torah" für die Schriften die speziell von Kabbalisten verfasst wurden und welche das verborgene Höhere Licht in sich tragen.

Wenn ein Kabbalist Spiritualität erfasst, spürt er sie erfahrungsgemäß, genau so wie wir die Erscheinungen und Begebenheiten dieser körperlichen Welt mit unsere körperlichen Sinnen und Gefühlen erfahren. Jedoch, da die Objekte im spirituellen Reich zu denen in unserer körperlichen Welt völlig ungleichartig sind, hat er keine Wörter für die Methode sie wahrzunehmen.

Genau wie in unserer körperlichen Welt. Denn auch hier können wir nicht wirklich unsere Gefühle erklären und beschreiben, aber wir versuchen es, indem wir alle möglichen Wörter verwenden, die uns dabei helfen könnten. Außerdem können wir die Gefühle nicht messen und nicht vergleichen. Kabbalistische Bücher werden ausschließlich in der "Sprache der Zweige" verfasst: Wörter werden aus dieser Welt entnommen, und mit ihrer Hilfe ist es dann möglich, spirituelle Ideen zu erklären.

Die spirituelle Welt ist ein "virtueller" Ort, wo Energien und Gefühle existieren und fungieren, ohne in einen Körper, so wie die Objekte, Pflanzen, die Tiere und die Menschen in unserer Welt, gekleidet zu werden. Es ist folglich schwierig, spirituelle Konzepte genau zu erklären und wir müssen immer wieder versuchen, neue Methoden der Deutung zu bilden. Bis wir eine Verbindung zur Spiritualität haben, ist das was wir lesen, nur Wörter ohne irgendein Verständnis ihrer dahinterliegenden Bedeutung.

Manche "Kabbalisten" machen den Fehler die Kabbala so zu unterrichten, als gäbe es irgendeine Art Beziehung zwischen dem Körper des Menschen und dem spirituellen Gefäß, als wäre das spirituelle Gefäß in den Körper des Mensches gekleidet, und jedes Körperteil entspräche einem spirituellen Teil. Diese "Kabbalisten" leiten daraus ab, dass, wenn ein Mensch eine körperliche Tätigkeit oder sogar irgendeine Art von körperlicher Bewegung durchführt, es einen innewohnenden spirituellen Inhalt gäbe und der Mensch tatsächlich eine spirituelle Handlung ausführte.

Ihr Fehler leitet sich von der Tatsache ab, dass die Kabbalisten ihre Schriften in der Sprache der Zweige, wie bereits erwähnt, verfasst haben. Sie verwendeten Wörter aus unserer Welt nur als eine Kennzeichnung, um auf spirituelle Konzepte hinzuweisen.

Aus diesem Grund gibt es das strenge Verbot in der Torah, welches besagt: "Du sollst Dir keine Form und kein Bild machen", was einem Verbot entspricht, die Spiritualität und den Schöpfer mit irgend einer physischen Form zu vergleichen! Dies ist nicht verboten, weil der Mensch, in dieser Welt, den Schöpfers oder die Spiritualität im allgemeinen beschädigen könnte, sonder weil jeder Mensch, der gegen dieses Gebot verstößt, niemals in der Lage sein kann, die Spiritualität zu erfassen!

Folglich müssen die allgemeinen Konzepte in der Weisheit der Kabbala [ wie "Ort", "Zeit", "Bewegung", "Mangel an Glanz", "Körper", "Körperteile oder Glieder", "Das Verbinden oder Koppeln", "Kuss" und "Umarmung" etc.] jedes mal beim Studieren von jedem Kursteilnehmer wiederholt nachgeprüft werden, bis er in sich selbst das korrekte Gefühl von allen Konzepten aufgenommen hat.

Für ein konzentriertes Studium der Kabbala empfehlen wir:

1) Die Lektüre aller unseriösen Bücher über die Kabbala zu unterlassen und sich auf das Studium der authentischen Texte zu konzentrieren. Das ist der Sohar, die Schriften des ARI und die Bücher von Rabbi Ashlag.

2) Die Deutungen der sogenannten selbsternannten "Kabbalisten" nicht anzunehmen, die z.B. irrtümlich glauben, dass wo immer das Wort "Körper" geschrieben steht, dieses sich auch auf unseren physischen Körper beziehe. Auf diese Weise unterrichten sie fälschlicherweise, dass das Attribut der Güte in der rechten Hand des Menschen läge, und das Attribut der Stärke in seiner linken Hand ruhe. Dieses Beispiel falschverstandener Kabbala zeigt, wie die Deutungen und die Lehre der "selbsternannten Kabbalisten" dem strengen Verbot der authentischen Kabbalisten und der Torah genau entgegengesetzt sind, welches besagt: "Du darfst Dir keine Form und kein Bild erschaffen !"

Warum erklären diese Personen die Dinge auf diese Weise ?

1) Weil sie selbst es nicht anders verstehen.

2) Weil diese sogenannten "Kabbalisten" glauben machen möchten, es gäbe eine direkte Verbindung zwischen den spirituellen Kräften und dem Körper, um damit den suchenden Mitmenschen beizubringen, wie sie ihr Leben erfolgreich gestalten und ihren Körper heilen könnten. Folglich können sie auf diese Art und Weise für solch eine falsche "Anleitung und Therapie" ein großes Honorar auf dem "Marktplatz der Spiritualität" verlangen.

Es ist zutreffend, dass ein Mensch zur Weisheit der Kabbala hingezogen wird, weil in ihm die Hoffnung weilt einen größeren Erfolg zu erzielen. Wir sind alle aus dem Wunsch geformt, Vergnügen zu empfangen und beginnen an diesem Punkt. Jedoch mit einer korrekten Anleitung kann man die Ewigkeit erreichen, während andere sich selbst täuschen und mit der Illusion leben, etwas erzielt zu haben, was sie in Wirklichkeit niemals erreicht haben.

Jemand der die Torah studiert und sie erklärt, als ob sie eine historische Geschichte wäre, handelt ebenso in Opposition zum Sohar, der sagt, dass die gesamte Torah aus Namen des Schöpfers besteht, dass alle Wörter der Torah heilig sind und sie nicht nur auf diese Welt und deren Menschen verweist.

Auf der Stufe von Azilut, sind alle Namen der Torah heilig, sogar der Name des Pharaoh oder von Bileam oder Balak sowie jeder anderen boshaft erscheinenden Person. Beispielsweise, eine Person die dazu aufgerufen wurde, um aus der Torah zu lesen, küsst sie, ohne überprüfen zu müssen, ob sie nicht versehentlich den Namen Pharaoh oder Lavan küsste. Im Sohar steht geschrieben, dass alle diese Namen spirituelle Stufen widerspiegeln. Pharaoh stellt Malchut dar und Lavan ist "Loven Elyon", das überirdische Gesicht der Weisheit.

Wir hatten ursprünglich beabsichtigt, diese Lektionen ausschließlich in einer systematischen und logischen Form zu strukturieren und zu erklären, auf was die gesamte Schöpfung basiert und wie sie sich in einem System von Ursache und Wirkung der Emanationen vom Schöpfer bis zu dieser Welt entfaltet.

Wie sahen jedoch, dass unsere Kursteilnehmer in der Gefahr sind, die ganze Wirklichkeit in einer sehr einfachen Form zu erfassen, so wie eine Skizze oder eine technische Formel ohne irgendeine Relation zum Inneren des Menschen. Wobei es doch ausdrücklich das Innere des Menschen ist, das die Enthüllung der G-ttlichkeit empfängt! Deshalb entschieden wir, zusätzliche Lektionen so wie die vorliegende anzubieten.

 

 

ÜBERSICHT

 

 

Übersetzung von Peter Staaden