RaMChaL Rabbi Moshe Chaim Luzzatto
Enthüllungen der Weisheit
Adaption von Peter Staaden


D i e   S E F I R O T

Enthüllung 5

 

Die Sefirot waren eine Innovation, indem sie sichtbare Lichter sind, während Eyn Sof nicht sichtbar ist.

Die Sefirot sind Lichter, die zu sehen erlaubt wurde, was so, mit dem einfachen Licht des Eyn Sof, gesegnet sei Er, nicht der Fall ist.

Das Thema aller Erforschungen der Kabbalah sind die Sefirot. Folglich muss dies zuerst erklärt werden.

Der Lehrsatz besteht aus zwei Teilen. Teil 1: Die Sefirot sind Lichter... dies erklärt uns, was die Sefirot sind. Teil 2: ...was so, mit dem einfachen Licht nicht der Fall ist. Hier wird uns erläutert, in welcher Art und Weise die Sefirot sich in ihrem Wesen vom Eyn Sof unterscheiden. Denn, um die Sefirot zu erfassen, ist es notwendig zu verstehen, weshalb sie eine Innovation darstellten, die zum Segen der Schöpfung eingeführt wurde: dies wird in Teil 1 erklärt. Zuerst jedoch gab es nur Eyn Sof, gesegnet sei Er. Um die Sefirot erfassen zu lernen, ist es erforderlich das zu verstehen, was neu an ihnen ist und nicht schon ursprünglich vorhanden war, sowie das, was bei ihnen unterschiedlich zum Eyn Sof ist.

Teil 1. Die Sefirot sind Lichter. Es geschieht durch die Sefirot, dass sich G-ttlichkeit "entfaltet" oder "ausbreitet". Wir können von der Entfaltung oder Ausbreitung (Hitpashtut) der G-ttlichkeit nicht anders, als von einer Ausstrahlung des Lichtes (He'arah) sprechen. In Wahrheit ist es so, dass G-ttlichkeit sich nicht "ausdehnt", da die Konzepte der "Ausbreitung" und "Änderung" nicht auf Gott anwendbar sind. Dennoch benennen wir die Ausstrahlung, die sich von Ihm ausdehnt, mit "Entfaltung" oder Enthüllung von G-ttlichkeit, und dementsprechend sagen wir, dass die Sefirot Strahlungen des Lichtes sind.

In der Tat können wir G-ttlichkeit nicht anders als eine Strahlung des Lichtes nennen. In Wahrheit ist kein Wort, Name oder Bezeichnung ausreichend, um G-ttlichkeit zutreffend zu beschreiben. Da es jedoch unmöglich ist, ohne Wörter zu sprechen, müssen wir sie durch irgendeinen Namen benennen. Daher wählen wir einen, der von G-ttlichkeit etwas weniger entfernt ist als andere. Licht ist die feinste und subtilste von allen physischen Erscheinungen, und dementsprechend ist sie von G-ttlichkeit weniger entfernt als andere Phänomene. Demnach ist die Bezeichnung "Strahlung des Lichtes" die naheliegendste, die wir wählen können. Allerdings müssen Sie verstehen, dass wir nicht über eine Strahlung des physischen Lichtes sprechen. Wir wenden die Bezeichnung "Strahlung des Lichtes" nur an, um ihr einen Namen zu geben.

...die zu sehen erlaubt wurde. Denn der Unterschied zwischen den Sefirot und Eyn Sof, gesegnet sei Er, ist, dass es den Sefirot ermöglicht wurde, "gesehen zu werden" (im Sinne von spirituell erfasst zu werden). Dies bedeutet zweierlei: Erstens heißt es, dass die Sefirot imstande sind, gesehen zu werden, obwohl dies nicht heißt, dass die Sefirot zwangsläufig sichtbar sein müssen, denn tatsächlich gibt es erhabene Sefirot, die nicht einmal in den höheren Reichen sichtbar sind. Was besagt wird, ist, dass sie geeignet und so geschaffen sind, gesehen zu werden. Sollte es geschehen, dass der Betrachter am Sehen gehindert wird, beeinträchtigt dies nicht ihre Natur potentiell sichtbar zu sein. Jedoch kann das Licht des Eyn Sof, gesegnet sei Er, überhaupt nicht gesehen werden, aufgrund seines innewohnenden Wesentlichen, das unsichtbar ist.

Zweitens, wenn wir sagen, dass den Sefirot erlaubt wurde, gesehen zu werden, sagen wir nicht, dass sie an sich tatsächlich sichtbar sind. Das Licht der Sefirot ist nicht eine bestimmte Art von Licht, welches in seiner wesenhaften Natur sichtbar ist, genau entgegengesetzt zum Licht des Eyn Sof, gesegnet sei Er, welches unsichtbar ist. Was sich durch den Akt der Schöpfung änderte, war, dass die Sefirot sichtbar wurden. Es wurde für sie möglich, gesehen zu werden, weil Eyn Sof es so wünschte. Wenn das Licht der Sefirot eine bestimmte Art Licht wäre, welches in seiner innewohnenden Natur sichtbar sei, müssten wir sagen, dass die Sefirot keine Innovation sind. Denn was in etwas als Teil seiner inhärenten Natur existiert, wird durch und durch in seiner gesamten Existenz vorgefunden. Wenn die Fähigkeit der Sefirot, gesehen zu werden, ein Teil ihrer tatsächlichen Natur wäre, dann müssten sie, so lange das Licht der Sefirot besteht, sichtbar sein. Was wir sagen müssen ist, dass das Licht der Sefirot nicht neu gewesen sein kann, jedoch dass die Enthüllung dieses Lichtes - die Fähigkeit der Sefirot gesehen zu werden, dasjenige ist, was neu war.

Dies ist so, weil die Sefirot G-ttlichkeit sind. Änderungen von einem Zustand zum anderen Zustand sind auf G-ttlichkeit einfach nicht anwendbar. In diesem Fall ist das Licht der Sefirot nichts Neues. Die Folgerung lautet, dass das Licht der Sefirot von vorneherein dort war. Wenn die Sichtbarkeit dieses Lichtes ein Teil seiner tatsächlichen Natur gewesen wäre, wäre es immer sichtbar gewesen. Was wäre in diesem Fall das Neue? Neu ist, dass G-tt es wollte und es dem Licht der Sefirot ermöglichte, gesehen zu werden. Er gab diese Erlaubnis genau in dem Moment, in dem Er es wünschte, nicht vorher. Die Änderung fand nicht im Wesen der Gottesfürchtigkeit statt, sondern die Änderung geschah in der Enthüllung für die Empfänger (Geschöpfe).

Hieraus können Sie verstehen, warum es so geeignet ist, sich auf die Sefirot als "ausgeströmtes Licht" (Or Ne'etzal) zu beziehen. Denn auf dem Niveau, auf dem das (spirituelle) Auge sehen kann, wurde zu unseren Augen Licht ausgeströmt - ein Licht, das möglich ist, gesehen zu werden. Dies war am Anfang nicht der Fall. Und wenn dem Auge die Erlaubnis gewährt würde, es zu sehen, würden wir erkennen, dass alles eine Wurzel hat: Eyn Sof, Das nicht wahrgenommen werden kann. Es gibt ein Licht, das durch Ihn auf einem Niveau existiert, so dass es gesehen werden kann, und dies ist das Licht der Sefirot. Wenn dem so ist, lassen Sie es uns ein Licht nennen, das von Ayin ausströmte - vom "Nichts", das heißt von dem, das nicht erfasst werden kann.

Teil 2. ...was so, mit dem einfachen Licht des Eyn Sof, nicht der Fall ist, gesegnet sei Er. Das "einfache Licht" ist jenes, das einfach nicht beschrieben, definiert oder kategorisiert werden kann. Es ist unmöglich, irgendetwas über Sein Licht zu sagen. Da es kein anwendbares Wort oder keinen Namen für Eyn Sof gibt, gesegnet sei Er, wollen wir uns in der einzig möglichen Weise auf Ihn beziehen, in dem wir den Ausdruck "einfaches Licht" verwenden. Jedoch bestimmen wir dies, indem wir jede mögliche Beschränkung verneinen, die wegen der von uns gewählten Bezeichnung so erscheinen könnte, in Ihm enthalten zu sein. Denn in Wahrheit ist keine solche Beschränkung beabsichtigt. So sagen wir, dass das Licht des Eyn Sof nicht gesehen werden kann. Dies ist der Unterschied zwischen Eyn Sof, gesegnet sei Er, und den Sefirot.

 

 

 

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Übersicht: Enthüllungen der Weisheit


 

© Übersetzung von PETER STAADEN
Korrektur: Martina Spriestersbach

 English version by :
Rabbi Avraham Yehoshua Greenbaum

Openings of Wisdom
© AZAMRA INSTITUTE 5763
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