D i e S E F I R O T
Enthüllung 8
Die Sefirot können gleichzeitig in entgegengesetzten
Bildnissen erscheinen. Beide sind zutreffende Darstellungen.
Die Sefirot können in Bildnissen erscheinen, die sich
sogar gegenseitig widersprechen, in genau der gleichen Weise, wie sich Bilder in einem
Traum in einem einzigen Moment ändern können. Jedes Bildnis, das in der prophetischen
Vision gesehen wird, liefert Kenntnisse über eine Energie und ein Attribut. Die Attribute
und die Energien werden entsprechend der richtigen, angemessenen Ordnung erkannt, in der
sie geordnet sind und fungieren, während die Bildnisse mit der Fähigkeit der Seele zu
empfangen übereinstimmen.
Wir haben erklärt,wie die Sefirot als Gleichnisse oder
Bilder erscheinen, nun werden wir erläutern, wie sich diese Bilder von einem zum anderen
ändern können.
Der Lehrsatz besteht aus drei Teilen. Teil 1: Die
Sefirot können erscheinen... Hier wird erklärt, wie sich die Bilder ändern. Teil
2: Jedes Bild, das gesehen wird... Dies bedeutet, den Nutzen dieser Änderungen. Teil
3: Die Attribute und die Energien... Dies erläutert den Unterschied zwischen den
Bildern und dem, was sie darstellen.
Teil 1. Die Sefirot können in Bildnissen erscheinen,
die sich sogar gegenseitig widersprechen... Wenn die Bildnisse, durch die die
Sefirot erscheinen, den Sefirot selbst innewohnten, wäre es offensichtlich unmöglich,
zwei unvereinbare Gegensätze ein und dem gleichen Thema zuzuschreiben. Da diese Bildnisse
jedoch tatsächlich den Sefirot nicht wesenhaft innewohnen, sondern von G-tt erwählt
wurden, liegt keine Schwierigkeit in der Tatsache, dass sie in unterschiedlichen und
unvereinbaren Bildnissen erscheinen können, eines nach dem anderen oder sogar
gleichzeitig. Denn in dem einen Moment wünscht der Höchste Wille, dass sie auf die eine
Weise und danach in einer anderen Weise erscheinen.
Dies ermöglicht uns, ein Problem zu lösen, das aus
verschiedenen Passagen der Texte des ARI heraus entsteht, die einander zu widersprechen
scheinen. Besonders schwierig ist die Verwendung von anscheinend unvereinbaren
Bezeichnungen, um den Zustand der Welten zu beschreiben. Eins der größten Probleme ist
der offensichtliche Widerspruch zwischen der Beschreibung der Welten in Form einer Reihe
konzentrischer Kreise (Igulim) und ihrer Beschreibung in linearer Form (Yosher). In dem
kreisförmigen Bildnis ist die Welt von Asiyah in der Mitte, und dementsprechend, sollte
die Linie (Kav) durch die Mitte von Asiyah hindurchschreiten und unterhalb von ihr
fortfahren. Aber aus verschiedenen Gründen ist dies unmöglich (wie von allen
kabbalistischen Meistern gesagt wird). Diese Probleme können gelöst werden, wenn wir
verstehen, dass dies einfach die Gleichnisse und die Bilder der prophetischen Vision sind.
Es ist für die prophetische Vision absolut möglich, unvereinbare Bilder zu beinhalten.
Die beste Art und Weise dies zu verstehen ist die Betrachtung gegenläufiger Träume.
...in genau der gleichen Weise, wie sich Bilder in einem Traum in
einem einzigen Moment ändern können. Im Falle eines Traumes ist es nicht der
tatsächliche Gegenstand der im Traum gesehen wird, sondern eher ein Bild oder
Gleichnis des Gegenstandes, das durch die bild-machende Fähigkeit des Geistes - die
Phantasie, hergestellt wird. Es ist dieses Bild, das die träumende Person in ihrem Geist
sieht, und dadurch die Kenntnis gewinnt, welcher Traum ihr zur Enthüllung gesendet wurde,
sei es zutreffend oder falsch. Die bild-machende Fähigkeit einer Person verursacht eine
Abbildung in ihrem Geist, welche aus Traumbildern und den Symbolen entsprechend den
Kenntnissen besteht, die durch den Traum enthüllt wurden. Die Abbildung ist derart, dass
der Träumer denkt, er würde wirklich die Gegenstände selbst sehen.
Jedoch was die Person im Traum sieht, ist nichts anderes als
das Produkt ihrer Phantasie und dementsprechend sind die Gesetze, die wir auf
tatsächliche Gegenstände anwenden, wenn sie durch das körperliche Auge im wachen Leben
gesehen werden, nicht auf die Bilder anzuwenden, die im Traum gesehen werden. Der Träumer
kann träumen, dass er eine bestimmte Sache sieht, dennoch kann sich diese bestimmte Sache
noch im gleichen Traum zu etwas anderem verwandeln. Diese Änderungen treten nicht so auf,
dass die Person wirklich sehen könnte, wie der Übergang von einem zum anderen
stattfindet, in der Weise wie das körperliche Auge den Übergang sehen würde, wenn er
vor der Person stattgefunden hätte. Im Traum sieht die Person was sie sieht auf eine
Weise, und danach sieht sie es auf eine andere Weise. Sie können nicht Einspruch erheben,
dass es vor einem Moment nicht so gewesen wäre, denn so funktioniert die Phantasie.
Ähnlich ist es im Falle der prophetischen Vision möglich,
unvereinbare Bilder zu sehen. Die Person kann eine Sache sehen, jedoch, wenn sie diese
dann betrachtet, um sie zu verstehen, ändert sie sich in etwas anderes. So ist es in der
Vision Ezekiels, "Die Tiere aber eilten hin und her wie der Anblick des
Blitzes." (Ezekiel 1:14)
Wenn man die Gesamtheit aller Welten mit der Linie (Kav)
innerhalb von ihnen betrachtet, erscheinen die Kreise, einer innerhalb des anderen, und
die Linie verläuft nach unten durch die Mitte, und läuft dann weiter bis zum Ende fort
(das heißt: hinunter zur unteren Hälfte der Kreise von Atik). In dieser Ansicht scheint
Asiyah in der Mitte zu sein. Wenn man jedoch fortfährt die Linie zu überprüfen, scheint
Asiyah am Ende der Linie zu sein (als ob die Linie nicht hinter der Mitte weiter
laufen würde, hinunter zur unteren Hälfte des Kreises von Atik). Wenn man versucht,
Asiyah in der kreisförmigen und linearen Sichtweise gleichzeitig zu sehen, scheint sie
zur gleichen Zeit über und unter zu sein, "über", im Sinne in der Mitte der
Kreise zu sein, "unter" im Sinne am Ende der Linie zu sein. Ein ähnliches
Beispiel aus dieser Welt wäre, was die Rabbis über den Beerdigungsplatz Moses' sagten:
Denjenigen, die unten stehen, würde es erscheinen, als ob er oben wäre, aber denjenigen
oben, würde es erscheinen, als ob er unten wäre. (Sotah 14a)
Das gleiche Prinzip gilt für alle erhabenen prophetischen
Visionen. Sie können alle Arten unterschiedlicher Formen annehmen und sich buchstäblich
von Moment zu Moment, wie in einem Traum ändern - denn alle diese Phänomene werden in
den Träumen vorgefunden. Ähnlich sind viele andere offensichtliche Widersprüche in den
Texten des ARI nicht wirkliche Widersprüche. Denn in Wahrheit erscheint, was der Prophet
sieht, auf beide Arten und Weisen, sogar zur gleichen Zeit, wie es im Falle eines Traumes
der Fall ist.
Jedes Bildnis, das in der prophetischen Vision gesehen
wird, liefert Kenntnisse über eine Energie... Die Bilder ändern sich nicht
umsonst. Im Gegenteil, wenn zwei unterschiedliche Visionen von einem und dem gleichen
Thema gesehen werden, wird es so angesehen, dass beide ein Wissen über das besagte Thema
liefern, und der Prophet, der die Vision sieht, versteht ihre Bedeutung. Von jedem Bild,
erhält der Prophet Wissen über einen einzelnen Aspekt der generellen Energie, die er
sieht, ...und ein Attribut... das heißt, er erreicht es die Dinge zu
erfassen. Wenn es viele unterschiedliche Aspekte gibt, liefert ein Bildnis das Wissen
über ein Attribut und über alles, was davon abhängt und abgeleitet ist, im gesamten
Entwurf der Regentschaft. Ein weiteres Bildnis liefert Wissen über ein anderes Attribut
und alles, das davon abhängt und von ihm abgeleitet ist.
Zum Beispiel, wenn die verursachende Kette (Hishtalshelut),
durch die die verschiedenen Partzufim in Verbindung stehen, untersucht wird, scheint Yesod
von Atik in der Brust (Tiferet) von Arich Anpin zu enden, und von dort tauchen Kräfte der
Güte und der Strenge auf, wie an entsprechender Stelle besprochen werden wird (Enthüllung
110). Jedoch, wenn wir die Partzufim von dem Gesichtspunkt aus untersuchen, wie
eines in das andere gehüllt ist, (Halbashah), scheint Yesod von Atik, in Yesod von Arich
Anpin zu enden. Es erscheinen beide Weisen, weil beide zutreffend sind. Diese
Zusammenhänge werden durch die Visionen der Propheten aufgedeckt.
Die Attribute und die Energien werden entsprechend der
richtigen, angemessenen Ordnung erkannt, in der sie geordnet sind und fungieren...
Der Unterschied zwischen der Vision, die vom Propheten gesehen wird, und der Bedeutung
der Vision, nämlich der zugrundeliegenden Wirklichkeit, die aus ihr verstanden wird,
ist, dass die Vision mit dem, was die Seele empfangen kann, übereinstimmt. Der Emanator,
gesegnet sei Sein Name, legte das Gesetz fest, dass die Propheten oder die Seelen nur
durch diese Vision empfangen können. Dementsprechend kommt ihr Verständnis aller
unterschiedlichen Aspekte der Attribute G-ttes und Seiner Herrschaft, die sie verstehen
müssen, zu ihnen durch ihre Visionen, die den festgelegten Gesetzen folgen, die die
prophetische Vision regeln.
Die Vision ändert sich entsprechend dem Gegenstand, um es den
Seelen möglich zu machen, der Reihe nach Wissen über jeden Aspekt zu erreichen., ist.
Auch wenn unterschiedliche Visionen nicht miteinander übereinstimmen, so ist dies nicht
von Wichtigkeit. Im Gegenteil, die Seelen sehen beide Visionen und erlangen Wissen über
beide unterschiedlichen Aspekte, genau so wie sie sind. Die Seele erlangt Kenntnisse der
Energien und der Attribute G-ttes, entsprechend ihrer wahren Essenz, sowie deren Stellung
im Herrschaftsplan. Dennoch erreicht die Seele dieses Wissen in einer Art und Weise, die
ihrer Fähigkeit zu empfangen entspricht. Das ist die Bedeutung der folgenden Wörter
dieses Lehrsatzes: ...während die Bildnisse mit der Fähigkeit der Seele zu
empfangen übereinstimmen. Denn nur auf diese Art ist es möglich, dass die
Seelen Wissen erreichen und in keiner anderen Weise.
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