8.   Fest zum Neujahr der Bäume


 

"Tu Bishvat" ist das Fest, welches unsere Arbeit krönt. Am Anfang seiner spirituellen Entwicklung, seinem Weg, hat der Kabbalist den Eindruck im Exil zu sein, dass er nach Ägypten herabsteigt. Alle Beschreibungen der Torah, werden durch sein Wesen nachempfunden. Der Beginn des Jahres, der Punkt des Auftakts der spirituellen Geburt ist Pessach, der Zeitabschnitt in dem wir unseren Auszug aus Ägypten feiern, unseren Weggang vom Egoismus. Sobald man sich von der Sklaverei seines Egoismus befreit, beginnt der Mensch den Schöpfer wahrzunehmen.

Gleichwohl, vor dem Fortgang aus dem Exil , ist es notwendig, dass der Mensch zuvor, in seiner gesamten Intensität, die Leiden die durch seinen Egoismus verursacht werden fühlt, damit er mit seinen ganzen Kräften danach strebt, sich zu erlösen und zu befreien. Dies geschieht nur dann, wenn der Mensch den Schöpfer anruft, damit Er ihn aus seinem Exil in Ägypten erlöse.

Nach dem Auszug aus Ägypten durchquert der Mensch die Wüste, dies ist der Zyklus welcher die Ablehnung der Folgen des Egoismus und der Korrektur darstellt, gemäß des Abrechnens von Omer. (Omer ist die Korrektur der 49 Sefira von Zeir Anpin, ausgenommen für das 50.Tor.) Wenn der Mensch spürt, das er dort niemals mit seinen eigenen Kräften hingelangen wird, dass er das Hindernis der Wüste nicht überwinden kann, richtet er sich erneut an den Schöpfer um Ihn um Hilfe zu bitten. Genau so bildet sich ein authentisches Keli, bereit um die Torah zu empfangen, das göttliche Licht. Wenn der Mensch die Torah, die ihm gegeben wurde, richtig anwendet, sammelt er die Früchte seiner Arbeit ein, die mit dem Begriff "Tou Bishvat" bezeichnet werden, dem Neujahr der Bäume. Dies sind die Früchte, die er sich als Gegenleistung für seine Arbeit zu empfangen wünscht.

Weshalb wünscht sich der Mensch immer eine Entlohnung für seine Arbeit, welche Belohnung wird von ihm erwogen, das egoistische Vergnügen oder besser der Genuss, der von der Wahrnehmung des Schöpfers stammt? Dies alles geschieht so, um die reine Empfindung eines Gefühles zu erreichen, damit der Mensch durch die Phase des Auszuges aus Ägypten und durch die Wüste des Sinai kommt.

Wie kann der Mensch, der nachts aufsteht um zu studieren, der langsam nach vorne dringt, indem er riesige Schwierigkeiten, die vom Schöpfer bewirkt wurden, durchläuft, der eine chronische Müdigkeit spürt, der über viele Monate, ja über Jahre hinweg, keine Früchte seiner Arbeit sieht, wie kann solch einer es schaffen, dann nicht einmal irgendeine Belohnung für all seine Anstrengungen zu erbitten, sondern anzustreben, dass die Belohnung ganz einfach sei: Nämlich nichts für sich selbst zu wünschen! Und all dies nur mit dem einen Ziel, nicht mehr als ein kleines bisschen das Gefühl zu haben, Ihm, dem Schöpfer, ohne Vorbehalt etwas zu geben?

Jeder von uns wird von Oben dazu angestachelt voranzuschreiten, indem er sich seines Egoismus bedient, der ihm egoistische Bilder von Belohnung ausmalt, die wiederum je nach individueller Entwicklung verstanden werden können. Währenddessen sind wir davon überzeugt, dass wir nur voranschreiten, weil wir selbst es sind, die dies wünschen.

Am Ende seiner Bemühungen empfängt der Mensch, dass was er nicht erahnen konnte, und selbst wenn er sich wünschte altruistisch zu werden, erwehrt sich sein Egoismus dahingehend, auch nur ein Mindestmaß an Bewegung zu ermöglichen, denn seine Handlungsenergie wird durch den Egoismus erzeugt. Solange sich der Mensch nicht von seinem Egoismus befreit, kann er keine einzige altruistische Handlung ausführen.

Hingegen, sobald er damit erfolgreich ist, sich von seinem Egoismus zu befreien, kann der Mensch keine einzige egoistische Bewegung mehr machen, denn die beiden Welten sind von ähnlicher Natur, sie unterscheiden sich nur durch ihre materielle Form.

Wenn der Mensch sich durchringt, an sich selbst zu arbeiten, wenn er regelmäßig morgens früh aufsteht und abends das Studium für 3 Stunden wieder aufnimmt, werden sich seine Augen am Ende öffnen. Der Schöpfer offenbart Seine All-Macht dem Menschen, der beginnt die spirituelle Welt wahrzunehmen, und alles wird klar und einfach: Der Mensch wird ein Gerechter, feinfühlig gegenüber der Authentizität der Schöpfung, erlangt ein Bewusstsein, wie gerecht die Handlungen des Schöpfers sind.

Das Ziel scheint erreicht, der Mensch versteht alles, der Schöpfer hat sich entschleiert, was bleibt nun zu tun? Genau ab diesem Moment beginnt die eigentliche Arbeit der Korrektur des Egoismus. Auf jedem Niveau verwandeln sich die Früchte der Arbeit in Hilfsmittel, die es erlauben, sich auf das nächste höhere Niveau zu erheben.

Der Mensch kann nicht sagen, er habe es geschafft, sich auf den höchsten Grad emporzuheben. Er nimmt immer das Licht eines noch höheren Niveaus wahr, als jenes, auf dem er sich befindet. Ein unaufhörliches Sehnen zieht ihn zu der über ihm liegenden Stufe, zur Quelle des Lichtes, zum Genuss der aus der Arbeit entsteht, die dem Schöpfer gewidmet ist. In dem man das Licht empfängt, um dem Schöpfer Freude zu bereiten, entwickelt sich die menschliche Seele, das Keli, das Gefäß konstant, und kann dann nur noch existieren, um dieses unendliche Vergnügen zu empfinden.

Wir sind in solcher Weise strukturiert, dass unsere Befriedigungen in dieser Welt niemals konstant sind. Kaum hat der Mensch ein Vergnügen empfunden, hört er im nächsten Moment sofort damit auf die Freude zu genießen. Sobald die Nahrung in den Magen dringt, stillt sie den Appetit, und das Vergnügen löst sich immer mehr auf.

All die Freuden die wir in dieser Welt empfinden können, nehmen verschiedenartige Formen an, das ist das Einzigste was uns voneinander unterscheidet. Im Inneren von all diesen Formen befindet sich das Licht des Schöpfers, nachdem wir uns sehnen. Da wir es durch eine Umhüllung wahrnehmen, mittels unseres egoistischen Verlangens, verlassen wir diese Welt, ohne auch nur einen Bruchteil unserer Wünsche befriedigt zu haben.

In der spirituellen Welt verwandeln sich die Früchte des vorhergehenden Niveaus in Wurzeln, welche die Geburt eines neuen Baumes ermöglichen, und immer so unendlich weiter fort.

Um auf das höchste Niveau zu gelangen, muss man es nur empfinden, jedoch nicht auf der Basis von Kenntnissen die von unten empfangen wurden. Die Entdeckung einer neuen Stufe ist für den Menschen immer unerwartet. Dieser Prozess ist unendlich, er ist ein Teil der spirituellen Perfektion.

Man veranstaltet das Fest "Tu Bishvat", welches mit Früchten unserer Erde gestaltet wird, der Erde Israels, der Quelle der Erde Israels und der spirituellen Welt, um die Früchte seiner Arbeit zu konkretisieren, die man vom Schöpfer empfangen hat. Der Mensch unterstreicht auf diese Weise, dass er sich wünscht die Früchte der spirituellen Welt zu genießen.

Zum Zeitpunkt von "Tu Bishvat" erneuert der Mensch die Früchte seiner Arbeit, er sollte danach trachten dies zu tun, damit seine Beziehung bezüglich des Objektes seines Strebens, gegenüber dem Schöpfer, sich in Beständigkeit verwandelt. In unserer Vorstellung vergegenwärtigen wir immer was wir uns ersehnen, selbst wenn wir kein Bewusstsein davon haben. Die geistige Vorstellung, genau wie unser Verhältnis gegenüber dem Schöpfer, muss sich transformieren und authentischer werden. So verstehen wir in stärkerem Maße was die Früchte unserer Arbeit sind.

Wenn der Mensch mit zunehmender Präzision die Früchte seiner Arbeit erkennt, nimmt er auch immer mehr und klarer das wesentliche Ziel wahr, die Vereinigung mit dem Schöpfer, und er unternimmt die passenden Anstrengungen um dieses Ziel zu erreichen.

Nichts hängt von uns ab, außer unseren Bemühungen und unserem Streben. Sogar die Vorstellung dessen, was wir anstreben und ersehnen, ist uns von Oben gegeben.

Der Baal HaSulam schreibt: "Unsere Welt und die spirituelle Welt sind durch ein "Makhsom", einem Schirm, voneinander getrennt. Dies gleicht einer Mauer, durch die der Übergang vollkommen maskiert ist. Der Mensch kann sich dieser Mauer annähern, an ihr entlang laufen, und da, wo er es am wenigsten erwartet, öffnen ihm die Anstrengungen, die er beharrlich ausgeführt hat, eine Tür zu den spirituellen Welten. Zuvor, in dieser Welt, von der aus man die Mauer betrachtet, ist der Durchgang durch die Mauer nicht sichtbar, sie öffnet sich in einem geeigneten Moment.

Die Torah und alle Werke der Weisheit, die Kommentare etc, die von unseren Weisen verfasst wurden, sprechen nicht von unserer Welt und von uns, die wir den Schirm, den Makhsom nicht durchquert haben. Alle Bücher der Weisheit sind Führer für die spirituelle Weiterentwicklung, da sie von denjenigen geschrieben wurden, die bereits die spirituellen Welten durchdrungen haben. Die Schriften der Kabbala beschreiben die spirituellen Welten mit Hilfe der Sprache der Zweige, sie erzählen uns von der Offenbarung des Schöpfers vor dem Verfasser, und sie beschreiben in welcher Weise solch einer es erreicht hat, Ihn zu empfinden, noch während er in dieser Welt lebte.

Alle existierenden Welten bestehen im Inneren des Menschen, was bedeutet dies ?

Außer dem Menschen existiert nur der Schöpfer. Alles was der Mensch außerhalb von sich wahrnimmt entspricht seiner Vorstellung vom Schöpfer. Die verschiedenen Intensitäten der Wahrnehmung des Schöpfers werden "Welten" genannt. Die völlige Abwesenheit der Wahrnehmung des Schöpfers wird "diese Welt" genannt.

Wir befinden uns auf einem Niveau, auf dem wir noch nicht einmal einen Eindruck davon haben, dass der Schöpfer existiert. Anders ausgedrückt: Wir nehmen selbst "diese Welt" nicht wahr. Die ausschließliche Wahrnehmung der uns umgebenden Welt und nichts weiteres, wird "unsere Welt" genannt. Dies ist wie ein Traum, ein unbewusster Zustand, eine völlige Abwesenheit der Verbindung zum Spirituellen.

Alle Welten existieren nur in Beziehung zum Menschen, genauer ausgedrückt, im Verhältnis zu seinen spirituellen Organen, seinem 6.Sinn, seinem spirituellen Sinn, der Seele oder Malchut. Die Reaktion des Menschen auf die Aktion des Schöpfers gibt den Eindruck von der Stufe, vom spirituellen Niveau, auf welchem sich der Mensch empfindet.

Ein spirituelles Gefäß, die Seele des Menschen, wird aus 10 Sefirot gebildet, die ersten 9 Sefirot erschaffen die Bedingungen der Existenz der 10. Sefira, dem Malchut, der Schöpfung. Das Malchut entspricht dem ersten Menschen, der Summe aller Seelen. Die 9 ersten Sefirot erschaffen im Malchut ein Abbild der einen oder anderen Welt, entsprechend der Funktion der Eigenschaften dieses Malchut. Letzten Endes existiert nichts außer den 10 Sefirot, es gibt nichts außer dem göttlichen Licht und dem Malchut.

Der Mensch ist ein egoistisches Keli welches ab dem Malchut gebildet wird. Wenn sich dieses Keli nicht mit dem Licht vermischt, wird es nicht möglich sein es zu transformieren, es zu reparieren, und es wird ewiglich und konstant, in der absoluten Entfernung gegenüber dem Schöpfer bleiben. In dem sich das Gefäß, das Keli zerteilt, produziert sich eine Durchdringung der Kraft der altruistischen, göttlichen Attribute, der ersten 9 Sefirot, in die Attribute von Malchut. Die Auflösung, die Zergliederung des Gefäßes resultiert aus der "Zuwiderhandlung" von Adam. Dies hat es ermöglicht, den untersten Bruchteil von Malchut zu korrigieren, in dem sich überhaupt keine spirituelle Bewegung erleben und wahrnehmen lässt.

Der Mensch "unserer Welt" empfängt von Oben den Impuls und den Drang um sich zunehmend spirituell zu entwickeln, um dass Spirituelle zu verstehen. Durch das Studium der Kabbala und der Ausstrahlung des umgebenden Lichtes beginnt der Mensch, mit seinem spirituellen Voranschreiten alle Niveaus "unserer Welt" auf seine individuelle Stufe in sich selbst zu korrigieren und zu integrieren. Wenn der Mensch alle Niveaus unserer Welt in sich versteht, korrigiert er auf diese Weise seine persönliche Welt, anders ausgedrückt, sich selbst, und ebenso im Verhältnis zu sich selbst, die Gesamtheit des universellen Malchut, bestehend aus der Gesamtheit der Seelen.

Ein Mensch zu sein bedeutet den Schöpfer zu empfinden. Es ist ein bestimmter Punkt der sich im Keli befindet, welcher anfängt den Schöpfer zu spüren, er wird "Mensch" genannt. Davor ist der Mensch ein dressierter Zweibeiner. Die Prinzipien von Gut und Böse sind im Menschen in einem permanenten Kampf. In dem Maße wie der Mensch seine Eigenschaften in sich entdeckt, beginnt er sich darüber bewusst zu werden was eine Sefira, ein Partzuf ist, von welcher Sefira, sowie von welchem Partzuf und von welcher Person der Torah er den Namen trägt. Die Bezeichnung an sich ist nicht wichtig, jedoch die persönliche Empfindung und die Benennung der Verlangen, die im Menschen anwesend sind, die Art und Weise wie sie sich transformieren, dadurch dass sie korrigiert werden, wie sie verschwinden und sich manifestieren, unter immer wieder neuen Merkmalen.

Alle Umwandlungen der egoistischen Wünsche und Bedürfnisse in altruistische Verlangen, alle Korrekturen sind von starker Mattigkeit und Niedergeschlagenheit begleitet, sie sind zutiefst innerlich damit verbunden. Je höher der Grad an Kenntnissen ist, desto schwieriger ist es für den Menschen unvorhersehbar in seinen Empfindungen herunter zu fallen.

Um auf ein höheres Niveau zu gelangen, muss der Mensch bestimmte Mengen von Egoismus empfangen und sie reparieren und korrigieren. Anders ausgedrückt: Er muss sich einen Schirm erschaffen. Nur diese so errungene Kraft des Schirmes bestimmt das nachfolgende spirituelle Niveau des Menschen. Jede nicht korrigierte Menge an Egoismus führt den Menschen zu einer Niedergeschlagenheit, zu einer Abwesenheit des Lichtes, die spirituelle Welt wird verlassen und belanglos.

Wenn der Mensch an sich selbst erkennt, dass sein Egoismus derartig an Kraft gewinnt, bedeutet dies, dass es ihm möglich ist ihn zu korrigieren. Indem er dies ausführt, empfängt der Mensch um so mehr göttliches Licht. Er erreicht eine höhere Stufe in seinem spirituellen Aufwärtsgehen. In dieser Weise geht es dann immer so weiter, wenn seine Attribute nicht denen des Schöpfers ähnlich werden, anders ausgedrückt, wenn der Mensch auf Grund seiner Merkmale nicht selbst ein Ebenbürtiger des Schöpfers wird.

 

 

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Übersetzung von Peter Staaden