Die Innere Reflexion und ihre symbolische Darstellung
von Rabbi Yitzhak Luria - ARI
1. Teil
Wir können jetzt versuchen das Zitat aus dem Buch des Sohar zu verstehen, das sich auf die göttliche Eigenschaft des Unendlichen (Ein Sof) bezieht, welches sich Malchut nennt. Als dieses radikale und erstaunliche Konzept das erste Mal hervorgebracht wurde, rüttelte es an den Grundlagen der kabbalistischen Welt und verursachte eine sehr große Erschütterung. Wenn es möglich ist "Malchut" sogar in solch einem erhabenen Ort wie dem "Unendlichen" zu nennen, müssen wir annehmen, dass die neun anderen göttlichen Attribute auch dort sein müssen. Denn es gibt 10 Attribute der ersten Ausstrahlung die dem Erscheinen der Einschränkung folgen. Die unendliche Welt ist der Ursprung aller Welten, und sie ist eine absolute, einfache Einheit. Von unserer vorhergehenden Erörterung her haben wir das vollständige Wissen, betreffend den Sinn und Zweck des Willens zu empfangen erhalten, welcher ebenfalls im Unendlichen Licht enthalten sein muss. Dieser Wille wird "Malchut" des Unendlichen genannt, jedoch führt Malchut kein Ende oder Einschränkung des Unendlichen Lichtes durch, da keine Verschiedenartigkeit einer Phase des Willens zu empfangen bis jetzt enthüllt wurde. Aus diesem Grunde wird es auch Malchut des Unendlichen genannt, denn dieses Malchut begrenzt das Licht nicht und erstellt auch keine Einschränkungen in Ihm. Nach der Einschränkung ist dem jedoch nicht so, denn zu deren Zeit wird eine Begrenzung durch die Energie des Königreiches erschaffen, und zwar in jeder Sefira oder "leuchtenden Emanation" und Phase. Zwecks eines besseren Verstehens der Tatsache des Endes oder der Grenze, die durch dieses Malchut gebildet wird, werden wir dieses Thema vollständiger ausarbeiten. Zuerst müssen wir uns mit den Erkenntnissen die durch die Kabbalisten festgestellt wurden sowie mit den Abhandlungen des Sohar vertraut machen. Es ist eine Voraussetzung für jedes Licht, ob reichlich vorhanden oder spärlich, das sich ausdehnt oder in die höheren oder niedrigen Welten gezogen wird, entsprechend dem Namen des Schöpfers eingeordnet zu werden, welcher durch die 4 symbolischen Zeichen (Buchstaben): "Yod" "Hey" "Vav" "Hey", Y-H-V-H konstituiert ist. Diese Feststellung stimmt mit dem überein, was im "Etz Chaim", "Der Baum des Lebens", gesagt wird, dass jedes Licht in den Welten mit einem Gefäß bekleidet sein muss. Wir haben bereits skizziert, dass der Wille zu empfangen, welcher im Licht enthalten ist, den einzigen Unterschied ausmacht, der zwischen der Substanz des Schöpfers und dem Licht welches sich von Ihm ausdehnt, besteht, so wie es dieser Wille ist, welcher eine unterschiedliche Phase von Seiner Substanz bildet. Da Er keinen solchen Willen hat, wird mittels dieser Verschiedenartigkeit das Licht ausgedehnt und als "ausgeströmtes Wesen" definiert. Die Unterschiedlichkeit der Phase, der Stufe oder des Niveaus veranlasst das Licht von dem Emanator (Ausstrahlenden) weggezogen zu werden. Es wird ebenso erklärt, dass wegen der Verschiedenartigkeit der Phase, welche das Licht veranlasst, seine Quelle innerhalb des Emanators zu verlassen, in den Rahmen einer Einzelheit eines ausgeströmten Wesens, mit dem Willen zu empfangen, der in diesem sich ausdehnenden Licht enthalten ist, sich die Kapazität dieses Lichtes erstellt; man nennt es "Makom", den "Ort" dieses Lichtes oder aufnehmenden Gefäßes, welches das Licht behaust. Mit anderen Worten, empfängt es Seinen Überfluss entsprechend dem exakten Maß des Willens zu empfangen, entsprechend der Intensität seines Wunsches, nicht mehr und nicht weniger. Des weiteren wird festgestellt, dass dieser Wille zu empfangen, die einzige neue Enthüllung in der gesamten Schöpfung darstellt. Ein existierendes Sein (Wesen), welches der Wille zu empfangen darstellt, hat sich aus einem nicht existenten Sein (Wesen) abgeleitet, da allein diese Phase nicht in Seiner Substanz enthalten ist. So hat es der Schöpfer zum Wohle der gesamten Schöpfung erschaffen. Dies ist der Grund für den Ausdruck, dass "Er die Dunkelheit erschuf", (Finsternis, Verschleierungen, Unklarheiten) weil dieser Wille zu empfangen der Ursprung oder die Wurzel aller Dunkelheit ist, infolge der Phase, die sich vom Schöpfer unterscheidet. Deshalb ist dieses Licht gedämpfter oder schwächer als das Licht, welches durch seinen eigenen Wunsch in sich hineingezogen wird. Nun werden Sie verstehen, dass jedes Licht, welches sich vom Schöpfer ausdehnt, sofort als zwei unterschiedliche Instanzen unterschieden wird. Zuerst um als die Substanz des sich ausdehnenden Lichtes unterschieden zu werden, noch bevor sich in Ihm die Phase des Willens zu empfangen enthüllt. Die zweite Unterscheidung erscheint später, wenn der Wille zu empfangen aufgedeckt ist. Dann wird das Licht ein wenig dunkler und matter, wegen der Verschiedenartigkeit der Phase. Sie können nun feststellen: Die erste Unterscheidung ist das Licht, und die zweite Unterscheidung sein Gefäß. In jedem sich ausdehnenden Licht sind vier Unterscheidungen wahrnehmbar, alle dienen dem Zweck das Gefäß zu vervollständigen. Die Phase des Empfangens, welche das Gefäß für das sich ausbreitende Licht ist, wird nicht auf einmal in seiner ganzen Effizienz durchgeführt, denn sie entwickelt sich nur stufenweise durch einen kausalen Prozess. Es gibt zwei Phasen der Ursache und zwei der Wirkung. Sie werden die potentielle und aktive Energie des Erschaffers des Gefäßes, und die potentielle und aktive Energie des Objektes, welche das Gefäß aus sich selbst geschaffen hat, genannt. Der Grund dafür liegt darin, dass das Gefäß, oder der Wille zu empfangen, die Wurzel der Dunkelheit ist. Es ist zum Licht umgekehrt und muss folglich eine stufenweise Entwicklung durchmachen, in der Art und Weise eines evolutionären Prozesses, der sich durch das unvermeidliche Gesetz von Ursache und Wirkung entwickelt. Die Bedeutung der Verse "Das Wasser machte es möglich und brachte die Dunkelheit zur Geburt", ist, dass die Dunkelheit eine Nachkommenschaft des Lichtes Selbst darstellt. Das Licht hat eine Wirkung auf das Gefäß, als ob Es durch es beeinflusst wäre, in einer Art und Weise des Ermöglichens und des Tragens. Dies veranschaulicht die Idee von potentieller Energie und aktiver Energie, und ist die Bedeutung der Behauptung "Es ist eine Sache der Notwendigkeit". Jedes ausströmende Licht beinhaltet sofort das Merkmal des Willens zu empfangen, jedoch kann dies nicht als eine unterschiedliche Phase betrachtet werden, bis der Wille zu empfangen überwiegend im Licht besteht. Folglich ist es nicht genug, den Willen zu empfangen zu besitzen, welcher im Licht enthalten ist und vom Schöpfer Selbst verursacht wird, sondern das ausgeströmte Wesen muss durch seine eigene aktive Bemühung, in sich selbst, den Willen zu empfangen aufdecken. Es muss den Überfluss durch seine eigene Erweckung des Willens und der Bemühung heranziehen und dies in einem größeren Grad und Ausmaß an Willen, als in dem ursprünglich sich ausdehnenden Licht, welches durch den Emanator (Offenbarer) Selbst geschenkt wurde. Dem einzelnen Versuch des ausgeströmten Wesens folgend, durch die Anstrengungen von äußerster Intensität seines Willens Licht heranzuziehen, wird dort der Wunsch, das Verlangen und der Wille zu empfangen aufgebaut. Nur dann ist es für das Licht möglich, sich permanent mit diesem Gefäß zu kleiden. Es ist auch zutreffend, dass sich das Unendliche Licht ausdehnt, bildlich gesprochen, auf vier nachfolgende Phasen, bis es das äußerste Maß oder die Intensität des Willens erreicht, welcher durch das ausgeströmte Wesen auf der vierten Stufe seiner Empfangsbereitschaft angewendet wird. Gäbe es nicht diese individuelle Anstrengung des Willens, das Licht heranzuziehen, hätte das Licht niemals Seinen Ursprung verlassen, die Substanz des Schöpfers, um einen persönlichen Namen zu erlangen: das heißt, den Namen des "Unendlichen Lichtes". Wegen der erstaunlichen und absoluten Einheit des Schöpfers, gibt es keine Reaktion einer Verschiedenartigkeit der Phase, in welcher Form auch immer, zwischen dem Licht und Seinem Gefäß, welches der Wille zu empfangen darstellt, da sie in exakter Einheit oder Affinität sind. Dies ist die Bedeutung des Zitates in der Abhandlung mit dem Titel: "Kapitel des Rabbi Eliezer der Große", bezüglich des Effektes, dass bevor die Welt erschaffen wurde, alles in einer Form, gemäß: "Er war Eins und Sein Name war Eins" war. Wahrlich, die sprachliche Äußerung von "Er" und "Sein Name", welche die Unendliche Welt betrifft, so wie oben erklärt, ist ziemlich schwierig zu verstehen, da Rabbi Eliezer's Behauptung den Zeitabschnitt anspricht, bevor die Welt überhaupt erschaffen wurde. Mit welchen Mitteln also können wir eine unendliche Welt vereinbaren und festlegen? Der Textauszug spricht vom Unendlichen Licht, welches vor der Einschränkung ist, und erklärt uns, dass obwohl es dort einen existenten "Ort" oder ein "Gefäß" gibt, welches als dessen Wille, den Überfluss des Schöpfers zu empfangen unterschieden wird, es dennoch wahrhaftig ohne jegliche Verschiedenartigkeit oder Unterscheidung zum Licht ist. "Er in Einem", das ist, das Unendliche Licht, und "Sein Name" welcher den Wille zu empfangen dort enthält, sind ohne irgend eine Verschiedenartigkeit. Der Leser sollte aufmerksam die Aussage des Autors beachten, dass der numerische Wert "Sein Name" (Shmoh) gleichwertig mit dem numerischen Wert von "Wille" (Ratzon) ist, welcher der "Wille zu empfangen" ist. In vorhergehenden Lektionen haben wir dem Studierenden die Bedeutung des Zieles vom Plan des Schöpfers erläutert, bzw. der Tat der Schöpfung, als sie zu Beginn im Einem Schöpfungsgedanken enthalten war, der sich von Ihm ausdehnte, um Seine Geschöpfe zu erfreuen. Es wird erklärt, dass der Schöpfer, der Gedanke und das Licht, das gleiche Objekt sind. Dadurch werden Sie verstehen, dass das Ewige Licht, welches sich von der Substanz des Schöpfers ausdehnt, das gesamte Bestehen umfasst, vom Überfluss und vom Wort Malchut des Unendlichen Lichtes', welches alle Empfänger dieses Überflusses beinhaltet, bis hin zu dem Punkt, von dessen bestimmter Zukunft, in absoluter Vollendung und Vervollkommnung. Innerhalb des Schöpfers verwirklichen sich alle Geschöpfe mit ihrer bestimmten Vollendung und ihrer ganzen Freude und Wonne unverzüglich, durch die Ausdehnung dieses Einen Gedankens der Schöpfung. Mit anderen Worten, alle Welten und alle Geschöpfe, welche der Schöpfer in das Sein brachte, mit ihrem bestimmten Ziel der Vollkommenheit und des Glücks, werden sofort durch die Ausbreitung dieses Lichtes vollendet, das man den Schöpfungsgedanken nennt. Das Wesen des Schöpfers ist nicht jenes eines begrenzt bewussten Wesens, welches auf die Zeit warten muss und alle möglichen Hilfsmittel benutzt, vielfältige Prozeduren ausführt, um seine Pläne und Entwürfe zu einer abschließenden Beendigung zu bringen. Alleine der Gedanke des Schöpfers genügt, um alle Kreationen in einem sofortigen Gedanken zu vollenden. Dies wird ebenso passend durch den Propheten ausgedrückt, der für G-tt spricht und sagt: "Meine Gedanken sind nicht wie Deine Gedanken, meine Methoden sind unterschiedlich zu Deinen Methoden..." Wie bereits erklärt, wollte der Mittlere Punkt, welcher der Wille zu empfangen im Unendlichen Licht ist, erhöht sein, damit er ein noch erhabeneres Niveau von Einheit und Affinität mit dem Schöpfer erreicht. Vom Standpunkt des Schöpfers aus gesehen, war alles in Einheit und es gab nicht einmal eine Spur von Trennung oder Verschiedenartigkeit der Phase zwischen dem Punkt und dem Unendlichen Licht. Jedoch fühlte der Mittlere Punkt selbst einen Mangel an Affinität, genau wie der Empfänger in dem Beispiel von der reichen Person und der armen Person, nachdem der Geber den Überfluss schenkte, und der Nehmer Scham und Schande wegen seines Mangels empfand. Dieses Gefühl beunruhigte den Mittleren Punkt und verursachte soviel Unzufriedenheit, um schließlich zu dem beispiellosen Phänomen von Einschränkung zu führen, welches der Mittlere Punkt im vierten Stadium seines Gefäßes anwendete (jenes Stadium, dass die größte Intensität des Willens zu empfangen besitzt). Dieser letzte Grad hat die größte Kapazität von allen, denn es ist das komplette Gefäß der Empfangsbereitschaft. Die Einschränkung des Willens zu empfangen verursachte die Umkehrung seiner Phase als Empfänger zu der des Gebers, genau so wie der Schöpfer Selbst, demzufolge kann die Ausbreitung von Licht zu dem ausgeströmten Wesen vom Schöpfer kommen, ohne durch Scham und Verlegenheit, von Seiten des Empfängers begleitet zu sein. Als die Einschränkung gebildet wurde, räumte das Licht den gesamten Raum, den Es gefüllt hatte. Das heißt, dass das Licht alle vier Stufen dieses Ortes verließ, obgleich es alleine die vierte Stufe ist, welche versuchte sich zu entziehen. Da wir jedoch wissen, dass es nicht innerhalb der Natur des Spirituellen liegt, sich in Teile zu trennen, verließ das Licht alle vier Einteilungen von diesem Mittleren Punkt. Danach kam das Licht vom Unendlichen wieder zu diesem leeren Ort; jedoch füllte es diesen Punkt nicht in allen seinen vier Graden. Es füllte nur die drei nachfolgenden oberen Grade, wie dies der Wille und der Wunsch des Mittleren Punktes war, welcher die Beschränkung durchgeführt hatte. Der Mittlere Punkt, welcher der vierte Grad ist und welcher sich selbst einschränkte, blieb "ausgehöhlt" und leer, denn das Licht konnte nicht in diesen Grad scheinen; es strahlte nur in die drei einführenden Grade. So wurde das Unendliche Licht zurückgehalten, in den vierten Grad vom Mittleren Punkt einzutreten. In den folgenden Abschnitten werden wir beschreiben wie die einschließende und wechselseitige Wirkung, die in allen vier Graden existiert, in den höheren Welten funktioniert. Wir erfahren, dass der erste Grad in allen Graden enthalten ist und alle Grade im ersten beinhaltet sind, also ist der zweite Grad im ersten eingeschlossen, genauso wie der dritte und der vierte Grad; so ist es mit allen Graden. Daraus folgernd können Sie verstehen, da die vier Grade alle einbezogen sind, ist es unvermeidlich, dass der vierte Grad oder Stufe auch den ganzen Rest enthalten muss. Folglich verstehen wir, dass das Unendliche Licht, nach der Einschränkung zu allen Graden zurückkehrt (als eine Linie aus Licht), einschließlich zu dem vierten, jedoch vertreibt dieser das Licht freiwillig. Das heißt, das Unendliche Licht hat sich bis zu den drei höheren Graden von der vierten Phase ausgedehnt, jedoch blieb der vierte Grad, der einbezogenen vierten Phase, leer und dunkel - ohne Licht. Behalten Sie dies im Gedächtnis.
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Übersetzung von Peter Staaden ©
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