Rabbiner Moshe Chaim Luzzatto

RAMCHAL      1707 - 1746

 

 

Rabbi Moshe Chaim Luzzatto ("RaMChaL") wird als einer der größten Philosophen und Kabbalisten des 18. Jahrhunderts angesehen. Sein Buch "Derech HaShem" ("Der Weg Gottes"), wird in einigen Kreisen sogar als eine der wichtigsten Arbeiten unter den kabbalistischen Schriften des Judentums überhaupt angesehen, und es ist zweifellos eine authentische Version der "Torah Sh'Baal Peh" ("Mündliche Überlieferung") die Moses von G-tt auf dem Berg Sinai vor Tausenden Jahren gegeben wurde.

 

Der jüngst noch unter uns weilende Rabbi Aryeh Kaplan, der selbst ein Kabbalist von hohem Ansehen war, schrieb über den RaMChaL, dessen Werke heute in jedem jüdisch-orthodoxen Seminar studiert werden: "Immer deutlicher wird festgestellt, dass Rabbi Moshe Chaim Luzzatto einer der erleuchtendsten Denker der vergangenen Jahrhunderte war. Die tiefe seiner Gedanken sowie sein systematischer Verstand werden in allen seinen Schriften offensichtlich, die buchstäblich mit grundlegenden und wichtigsten Einblicken angefüllt sind. Vor über Zweihundert Jahren, erklärte Rabbi Eliahu ben Shlomo Zalman, der berühmte Gaon von Vilna (1720–1797), dass Rabbi Moshe Chaim Luzzatto das profundeste Verständnis des Judentums besitz, welches ein Sterblicher überhaupt erreichen könne. Er sprach außerdem aus, dass, wenn Luzzatto in seiner Generation gelebt hätte, er zu Fuß von Vilna nach Italien gehen würde, um zu seinen Füßen zu sitzen und von ihm zu lernen."

Obwohl Rabbi Moshe Chaim Luzzatto besonders bekannt für seine ethisches Werk "Mesillat Yesharim" ("Der Weg der Frommen") ist, vermutlich das populärste Werk in der jüdischen Literatur, dass ein Standardwerk für das Erlernen von "Mussar“ (Jüdische Ethik, Philosophie und Frömmigkeit) darstellt, lag sein Hauptaugenmerk seiner zahlreichen Schriften auf der Kabbala. Das Werk "Da'at T'vunot"  ist einer der bekanntesten Darstellungen kritischer kabbalistischer Konzepte.

1707 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns und einer weitverzweigten Familie in Padua Italien geboren, war sein Genie schon sehr früh offensichtlich. Außer der vollständigen Beherrschung der gesamten biblischen und rabbinischen Schriften, (Torah, Talmud, Midrash, Halachah) wurde er gänzlich in der Wissenschaft seiner Zeit sowie in der profanen Kunst und Literatur erzogen. Er besaß ausgezeichnete Kenntnisse der zeitgenössischen italienischen Kultur. Sehr früh begann er, in hebräischer Sprache Gedichte und Dramen zu verfassen. Er war der Autor von drei kompletten Schauspielen (Dramen), die in moderner Form veröffentlicht wurden, und man bewunderte ihn wegen seines wunderbaren literarischen Stils.

Schon bald wurde er von der lurianischen Kabbala (ARI) angezogen. Religiös sehr empfänglich, vernahm er von 1727 an Offenbarungen eines Maggid, d.h. eines himmlischen Lehrers, und hatte mystische Gespräche mit Engeln und Propheten. Die Offenbarungen schrieb er auf, teils in hebräsch, teils in aramäischer Sprache (der Sprache des Sohar), und gründete einen Kreis von Gleichgesinnten, mit welchen er sich dem Studium des Zohar, des klassischen Werkes der Kabbala, widmete. [1]

Luzzatto beschreibt eine seiner Enthüllungen auf diese Weise:
"Ich fiel in ein Trance.  Als ich aufwachte, hörte ich eine Stimme sagen, 'Ich bin herabgestiegen, um die verborgenen Geheimnisse des Heiligen Königs aufzudecken.'  Für eine Weile stand ich zitternd da, doch dann nahm ich mich zusammen. Die Stimme hörte nicht auf zu sprechen und sie teilte mir ein bestimmtes Geheimnis mit. Zur gleichen Zeit, am zweiten Tag sah ich zu, alleine im Raume zu sein, als die Stimme wieder kam, mir ein weiteres Geheimnis zu offenbaren. Einen Tag enthüllte die Stimme mir, dass sie ein Maggid sei, der vom Himmel gesendet wurde, und dieser gab mir bestimmte "Yichudim" die ich ausführen sollte, damit er zu mir kommen könne. Ich sah ihn niemals, aber ich hörte seine Stimme, in meinem Munde sprechen. Später dann kam Elijah, um mir seine eigensten Geheimnisse zu erzählen. Und er sprach, dass Metatron (der Engel), der große Prinz, zu mir kommen werde. Von dieser Zeit an, erkannte  ich jede meiner Heimsuchungen. Auch Seelen deren Identität ich nicht kenne, sind mir enthüllt worden. Jeden Tag notiere ich das neue Ideengut, die jede von ihnen mir zukommen lässt."

Einer seiner Schüler, der aus Wilna stammte, schrieb über die Lehren RAMCHALs in Briefen, von denen einer in die Hände eines Wiener Rabbiners gelangte, der der Kabbala und ihren messianischen Auswüchsen feindlich gegenüberstand. Er alarmierte die venezianischen Rabbiner, die den jungen Mystiker nach vielen Auseinandersetzungen 1730 zwangen, seine kabbalistischen Schriften einem Lehrer zur Verwahrung zu übergeben und hinfort auf weitere ähnliche Offenbarungen zu verzichten. [2]

Leider bewirkte Luzzattos Hauptbeschäftigung mit der Kabbalah und der Einfluss den er auf junge Menschen ausübte, auch eine starke Gegenbewegungen und tiefen Argwohn. Viele seiner Gegner dachten er und seine Anhänger wären eine der ketzerischen Gruppierungen die den Lehren des falschen Messias Sabbatai Zwi folgten. Vor ungefähr 60 Jahren, wurden viele Briefe gefunden (von Dr. Simon Ginzburg 1937 veröffentlicht), die sehr ausführlich in RAMCHALs eigener Sprache die Verfolgung belegen, denen er ausgesetzt war, und die er aushalten musste.

Schließlich verließ er ohne das der Konflikt gelöst war Italien und siedelte sich 1735 in Amsterdam an. Seine Reise dorthin unterbrach er in Frankfurt. Der dort ansässige Rabbiner, der von Venedig aus gewarnt worden war, veranlasste ihn von seinen kabbalistischen Aktivitäten abzulassen. Teilweise wurden seine Texte verbrannt oder versteckt. 1736 wurde das Lesen aller seiner Schriften verboten. Zwischenzeitlich wurde Rabbi Luzzatto in Amsterdam gut  empfangen, und er konnte dort einige seiner Schriften veröffentlichen. 1740 im Alter von 33 Jahren, veröffentlichte er das Werk "Mesillat Yesharim", das kein einziges kabbalistisches Wort enthält. Es ist ein bewegendes inspirierendes Buch, welches beschreibt, wie ein bedächtiger Jude die Leiter der Reinigung erklimmen kann, bis er das Niveau der Heiligkeit erreicht. Es sind mindestens drei englische Übersetzungen dieser Arbeit angefertigt worden.

1743 verließ Rabbi Moshe Chaim Luzzatto die Stadt Amsterdam um mit seiner Familie nach Eretz Israel (Acco) überzusiedeln.

1746 verstarb er dort im noch jungen Alter von 39 Jahren, wahrscheinlich zusammen mit seiner ganzen Familie, an der Pest.

Seine sterblichen Überreste sind in Tiberias begraben. Sein Grabstätte liegt neben der des großen Rabbi Akiva.

Es ist leider sehr wenig von seinem kurzen Leben im Heiligen Land bekannt.

RAMCHAL, war eine der wichtigsten Persönlichkeiten des Judentums im 18. Jahrhundert. Die jüdische Aufklärung, der Chasidismus sowie die philosophische Neuformulierung des Judentums durch Moses Mendelssohn (1729-1786) haben ihm entscheidende Einflüsse zu verdanken.

Die meisten Konkurrenten von Rabbi Moshe Chaim Luzzatto sind längst vergessen, während seine profunde Spiritualität fortfährt, Juden aller Gruppierungen zu berühren und anzuspornen. Unter anderen waren der Gaon von Vilna und der Maggid von Mezrich (Rabbi Dov Baer 1704-1772) große Bewunderer von ihm.

 

 

 

Adapation von Peter Staaden

 

 

 

[1] [2] Auszug aus: Verlag Traugott Bautz, http://www.bautz.de/bbkl
Band V (1993) Spalten 492-494 Autor: Carl A. Keller

 


 


 

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