Die Lehre von den Zehn Sefirot

von Rabbi Yitzhak Luria - ARI
mit dem Kommentar des Kabbalisten
Rabbi Yehuda Levi Ashlag (1882-1955)
über "Der Baum des Lebens" des ARI

* Der Text des Baumes des Lebens ist in BLAU
* Die Überschrift des Kommentars ist: DAS INNERE LICHT


3. Teil   

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(18) ES WAR UM DIESEN MITTLEREN LEEREN PUNKT DERART GLEICHMÄSSIG AUSGEGLICHEN, DASS RUNDUM DAS VAKUUM KREISFÖRMIG UND IN VÖLLIGER AUSGEWOGENHEIT UND GLEICHHEIT WAR. (19) ES WAR NICHT IN FORM EINES WÜRFELS, DER GERADE WINKEL HAT. DA DAS GRENZENLOSE AUCH SEIN LICHT(19) IN EINER ZIRKULAREN FORM GLEICHMÄSSIG ALLEN SEITEN ENTZOG AUFGRUND DER TATSACHE, DASS DAS UNENDLICHE LICHT SELBST GLEICHWERTIG IST, IST DAS LICHT VÖLLIGE ALLUMFASSENDE GLEICHHEIT UND GEGENWART, WORAUS FOLGT, DASS ES SICH SELBST, IN ALLUMFASSENDER GLEICHHEIT AN ALLEN SEITEN ZUSAMMENZIEHEN MUSS.


 

D A S   I N N E R E   L I C H T 

 

(18) DIESE KONTRAKTION (BESCHRÄNKUNG) WAR GLEICHMÄSSIG.

Dies bedeutet, dass es keine unterscheidbaren Grade gab, so wie kleine oder große Abstufungen. Da eine Änderung im "Mittleren Punkt", wegen des Wegganges des Lichtes erschien, war es unvermeidlich, dass dort sofort drei geringere einleitende Grade des Willens zu empfangen enthüllt wurden, einer kleiner als der andere, entsprechend dem Grad des Unterschiedes, der in jedem existiert.

Der dritte Grad ist zum Beispiel reiner oder purer als der Mittlere Punkt, wegen der Intensität oder der Kraft des Willens zu empfangen, der in jedem aufeinanderfolgenden Grad kleiner ist. Der zweite Grad ist weniger stark als der dritte Grad, und der erste Grad ist der reinste, unvermischteste von allen, da die Kapazität seines Willen zu empfangen kleiner ist, als in jedem der Grade, die ihm nachfolgen.

Demnach finden wir Unterscheidungen der Grade, wie Kleinheit oder Größe. Warum sagt dann der Autor, dass die Einschränkung rund um den Punkt herum gleich sei?

Die Antwort ist, dass die Einschränkung nicht bewirkte, dass der Mittlere Punkt als eine Begrenzung erkannt wurde. In anderen Worten: Wenn die Ursache für die Zurücknahme des Lichtes vom Punkt, aufgrund einer bereits vorgebildeten Verschiedenartigkeit der Phase geschehen wäre, dann wäre diese als Begrenzung oder Limitierung aufgrund der extremen Verschiedenartigkeit zum Licht unterschieden worden. Dieses würde einen geringeren Grad andeuten, der nicht durch die Weitläufigkeit und Reichhaltigkeit des Willens zu empfangen übertroffen werden könnte.

Wir wären dann gezwungen, über die drei früheren Grade so zu sprechen, als seien sie dem Mittleren Punkt überlegen und jeder wäre verdienstvoller als der nächste.

Da dies nicht der Fall war, und die Einschränkung nicht wegen der Verschiedenartigkeit der Phase die im Punkt existiert, durchgeführt wurde, steht dies außer Frage. Wir behandeln immer noch das höchst erhabene Reich, das Königreich des Unendlichen, wo es keinerlei Spur welcher Art auch immer einer möglichen Verschiedenartigkeit der Phase zwischen dem Punkt und dem Licht gibt, da sie beide von einer Einfachen und Ruhigen Einheit sind, entsprechend der Bedeutung, die in der Erläuterung "Er ist Eins und Sein Name ist Eins", gegeben wird.

Die Einschränkung wurde nur deshalb durchgeführt, weil aus Seinem Einfachen Willen hervorging, die Welten zu erschaffen, was bedeutet, dass im Königreich des Unendlichen eine Sehnsucht in Richtung zur Gleichheit mit dem Unendlichen war, die bestimmt ist, durch die Schöpfung der Welten enthüllt zu werden. Mit anderen Worten ist dieses eine Empfangsbereitschaft, die als Mittel zum Zweck dient, nämlich der Anbetung von G-tt und der Erfüllung der Torah und den Geboten, in denen die Phase der Empfangsbereitschaft schließlich wirken sollte, um Freude und Vergnügen mit dem Schöpfer zu teilen oder sie zu schenken. In solch einer Beschaffenheit des "Willens", wohnt die höchst erhabene Tugend der völligen Hingabe inne.

Einerseits ist es eine vollständige und absolute Schenkung von Seiten des erschaffenen Wesens. Der Wille soll nur Freude zum Schöpfer übertragen, ohne eine Beimischung eines persönlichen Wunsches oder eines Hintergedankens. Diese Phase von Empfangsbereitschaft ist vollkommen in einer Gleichheit mit dem Höchsten Licht des Emanators und veranlasst das Wesen, verbunden mit dem Schöpfer, in einer vollkommenen Einheit zu sein. Andererseits kann dieses Wesen seinen Willen oder die Intensität seines Verlangens zu empfangen sogar erhöhen, da es in Wahrheit eine Art der Empfangsbereitschaft ist, die eine nicht messbare und grenzenlose Kapazität zum Schenken besitzt.

So wird der Wille umgewandelt, um Funktionen mit der Absicht des daraus folgenden Schenkens zu empfangen, und könnte deshalb als das Ideale des wahren Altruismus definiert werden.

Wir finden dieses Idealbild in der Abhandlung des Talmud (Kdushin, P.7) ausgearbeitet, worin angegeben wird, dass das Gesetz einer Hochzeits-Zeremonie es erfordert, dass der Mann einen Hochzeits-Ring für die Braut benötigt; der Bräutigam muss ihn der Braut übergeben, nur durch diese Prozedur wird sie seine rechtmäßige Frau. So lautet das bewährte Mosaische Gesetz.

Der Talmud zitiert einen ungewöhnlichen Fall, der sich zu diesem Gesetz völlig konträr verhält. Er besagt, dass, wenn sie es ist, die ihm das Hochzeits-Geld oder den Ring gibt, und er den traditionellen Satz spricht: "...dadurch sollst du meine Gemahlin sein... " usw., wird sie ebenso seine rechtmäßige Ehefrau. Des weiteren unterstreicht der Talmud, dass dies nur zulässig ist, wenn der Bräutigam in hohem Grade ehrenhaft und verdienstvoll ist.

Nun, obgleich das Gesetz gerade das Gegenteil verlangt, so wie es ausdrücklich im Pentateuch geschrieben steht: dass der Ehemann verpflichtet ist, das Geld oder den Ehering zu geben, kann die zeremonielle Prozedur dennoch umgekehrt werden, weil der Mann ehrenvoll und verdienstvoll ist. Der Talmud erklärt dies, indem er sagt, dass durch ihre Empfangsbereitschaft die Trauung erfüllt und erreicht wird. Welchen Unterschied macht es, wenn das Empfangene ein Ring ist, oder die Ehre, dass ein hochangesehener Mensch ihr Geschenk akzeptiert? Die Hochzeit wird durch ihre Freude vollendet, indem sie etwas empfängt, und da sie dieses Vergnügen, geehrt zu werden, auf Grund seiner Annahme des Ringes oder des Geldes empfängt, ist solch eine Eheschließung ebenso gültig, selbst wenn sie ihm etwas gab, anstatt dass er ihr Ring oder Geld schenkte, so wie es die Torah fordert.

Wir erfahren aus diesem Beispiel, dass seine Empfangsbereitschaft eine wirkliche Schenkung darstellte, und dies auf diese Weise legal war. Sogar für die Ausführung einer rechtmäßigen Hochzeits-Zeremonie. Anstatt ihr Geld oder einen Ring zu geben, was sie durch den materiellen Wert erfreuen oder belohnen würde, gab er ihr spirituelle Freude, indem er sie ehrte, und dies ist so gültig wie das Geld, wenn nicht noch mehr. Folglich lernen wir, dass diese Empfangsbereitschaft in dem Zustand des Schenkens, wie es in dem oben angeführten Fall vom Talmud gesagt wird, eine absolute, vollständige Schenkung darstellt und keine Empfangsbereitschaft ist. Hier haben wir die verdienstvolle Person, die Geld von ihr erhält, trotz der Anweisung der Torah, dass "er es in ihre Hand übergeben muss". Er empfängt jedoch das Geld nur mit der Absicht Freude zur Frau zu übertragen, damit sie durch seine Empfangsbereitschaft geehrt wird.

So werden wir uns schließlich der wesentlichen Ursache oder des Motivs für die Einschränkung bewusst, welche die Notwendigkeit der Phase von Empfangsbereitschaft war, mit ihrer Beschaffenheit des Teilens oder des Schenkens, die mittels der erschaffenen Welten enthüllt werden sollte. Es war nicht irgendeiner Verdichtung, oder Verschiedenartigkeit zu verdanken, die in dem "Mittleren Punkt" gefühlt wurde, da es überhaupt keine Dichte oder gar eine Spur von Verschiedenartigkeit gab, und niemals eine Begrenzung im Mittlerer Punkt stattfand. Aus diesem Grund steht es völlig außer Frage, Kleinheit oder Größe zu unterscheiden, und deshalb erklärt der Autor, dass die Einschränkung oder die Zurücknahme des Lichtes in absoluter Gleichheit vonstatten ging.

 

(19) IN EINER ZIRKULAREN FORM GLEICHMÄSSIG AN ALLEN SEITEN

Dies bedeutet, dass durch die Einschränkung dort unvermeidlich eine Art Abbildung, wegen der Einschränkung erschien, (obgleich diese Beschränkung überall gleich war und nicht durch die Verschiedenheit der Phase entstand). In der Tat, nach der Einschränkung und der Zurücknahme des Lichtes vom Mittleren Punkt, wurde enthüllt, dass das Höchste Licht sich, wegen des großen Grades von Empfangsbereitschaft, die im Mittleren Punkt enthüllt wurde, nicht mit ihm vereinigen kann. Aufgrund dessen wurde dieser Mittlere Punkt niedriger im Grad, bezüglich dem, was er im Unendlichen gewesen war, und er wurde dann zur Grenze oder Begrenzung bestimmt. Diese letzte Bestimmung deutet eine unübertreffliche Dichte an.

So blieb dieser Mittlere Punkt ein Vakuum, nicht würdig oder tauglich, das Licht zu beinhalten, während die drei vorherigen Phasen, die in fortlaufendem Grad von Güte und Klarheit sind, dazu taugen, das Licht sogar nach der Einschränkung beinhalten zu können.

Jedoch ungeachtet von allem, das wir bereits erklärt haben, wurde der Mittlere Punkt nicht als eine Art "Ende" oder Begrenzung gedacht, nur weil er das Licht nicht enthalten kann. Der Autor hebt folglich hervor, dass der hohle Raum, der dort nach der Einschränkung zurückgelassen wurde, kreisförmig war; er übermittelt uns die Vorstellung, dass es dort kein absolutes Ende oder eine Begrenzung gab, jedoch eher die Art eines Endes, die wir in der exakten Mitte, im Zentrum eines Kreises finden.

So können Sie sich jene vier Phasen als vier Kreise vorstellen, jeder den anderen umfassend, wie die Häute einer Zwiebel. Der innerste Kreis ist der vierte Grad; er wird durch den dritten Grad umgeben; der dritte Grad wird wiederum durch den zweiten Grad umgeben; und der zweite Grad durch den ersten. In dieser Weise angeordnet, können Sie nicht zwischen ihnen unterscheiden und sagen, dass einer oben ist, oder ein anderer unten, es einen rechten und einen anderen linken gäbe. Der erste Grad, den die obere Hälfte des Kreises umgibt, steht über allen Graden, jedoch findet man ihn mit seiner unteren Hälfte unter ihnen allen. In dieser Weise stellen wir fest, dass obgleich er durch seinen höheren Teil über allen ist, er durch seinen unteren Teil, unter allen ist. Es ist das Gleiche mit den restlichen Phasen.

Demzufolge gibt es hier so etwas wie "über" und "unter" "rechts" oder "links" nicht. Niemand von ihnen übertrifft den anderen, und folglich sind alle gleichgestellt und in vollkommener Affinität. Deshalb hebt der Autor hervor, dass die Einschränkung nicht aus irgendeiner Verschiedenartigkeit der Phase hervorging.

 

 


ES IST EINE WEITHIN BEKANNTE TATSACHE, DASS IN DER MATHEMATIK ODER IN DER GEOMETRIE EINE KUGEL ODER EIN KREIS DIE AUSGEGLICHENSTE UND KONSTANTESTE FIGUR IST. DIESES TRIFFT NICHT ZU (20) BEIM WÜRFEL MIT SEINEN WINKELN ODER (21) BEIM DREIECK ODER BEI IRGENDEINER ANDEREN FORM, DIE MAN SICH VORSTELLEN KÖNNTE. (FOLGLICH WAR ES FÜR DEN MITTLEREN PUNKT NOTWENDIG, IN FORM EINES KREISES EINGESCHRÄNKT ZU WERDEN), UND SIEHE DA (22) NACH DER OBEN ERWÄHNTEN BESCHRÄNKUNG (23) LÖSTE SICH AUS DEM UNENDLICHEN LICHT EINE LINIE, DIREKT (24) AUS SEINEM KREISFÖRMIGEN LICHT (25) VON OBEN NACH UNTEN, UND STIEG STUFENWEISE DURCH EVOLUTION IN DIESE AUSHÖHLUNG ODER VAKUUM HERUNTER.


 

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(20) DER WÜRFEL

Dies bedeutet, dass wenn es Unterscheidungen von oben, unten, rechts oder links geben sollte, es ein Würfel sein würde, mit seinen vier Seiten, Stadien, die zur Betrachtung stehen. Jedoch, wenn man es genau nimmt, war dies nicht der Fall, denn es geschah im Bild einer Sphäre, die keine solchen Unterschiede oder Grade hat, in der die Einschränkung vollzogen wurde.

 

(21) DAS DREIECK

Diese Aussage beschäftigt sich mit dem Grad einer Phase, die nur drei Grade hat und des Vierten ermangelt; das heißt, dass er nur drei Seiten hat: die Spitze, den rechten und linken Winkel, und ihm die vierte Seite fehlt, die sich an der Unterseite befindet. Folglich wird dieser Grad mit dem Bild eines Dreiecks verglichen.

 

(22) NACH DER EINSCHRÄNKUNG

Seien Sie nicht verleitet zu denken, dass, weil der Mittlere Punkt seines Lichtes beraubt wurde, eine bestimmte Transformation, oder Verschiedenartigkeit im Unendlichen bewirkt wurde. In den spirituellen Stoffen existiert keine Verletzung, Zerstörung oder Permutation, insbesondere nicht auf einem solch erhobenen Niveau.

Durch die Einschränkung wurde eine neue Qualität oder Dasein eingeführt, welches die Unendliche Welt ergänzte und verhüllte oder tarnte, und folglich geschah es, dass die Unendliche Welt in ihrer gesamten Einfachen Ausgeglichenen Einheit verblieb, genau so, wie es vor der Einschränkung war.

Wie im Sinne von: "Er und Sein Name sind Eins", wurde die Einschränkung im Mittleren Punkt durchgeführt, und sie sollte als die Manifestation einer neu aufgedeckten Welt begriffen werden, in der das Licht zurückgezogen wurde, einen "hohlen Raum" zurückließ, ein Vakuum, wie oben definiert. In dieses Vakuum wurden alle Welten ausgeströmt.

 

(23) ES LÖSTE SICH EINE LINIE DES LICHTES VOM UNENDLICHEN UNBEGRENZTEN LICHT

Diese Aktion darf nicht als oberflächliches Verstehen dieser Idee angesehen werden. Es ist nicht so, als ob wir von einem bewussten, begrenzten Wesen sprechen, welches zuerst in einer Weise handelt, und danach anders handeln würde, von seinem ersten Modus der Tätigkeit in einen anderen wechseln könnte. Solch eine materialistische weltliche Annahme würde extrem irreführend sein, da der Schöpfer nicht Ereignissen und Verschiedenartigkeiten unterworfen ist. Wie es in den Heiligen Schriften heißt. "Ich, G-tt, habe mich nicht geändert".

Wir erörtern hier nicht die Substanz des Schöpfers, sondern nur das Licht welches sich von Ihm ausdehnt, dennoch, da es keine Verschiedenartigkeit, Ereignis oder Bewegung in der Substanz des Schöpfers gibt, deutet dies darauf hin, dass die Natur des Lichtes ebenso sein müsste, welches sich von Ihm ausdehnt, so lange es das ausgeströmte Wesen nicht berührt. So lange wie das Licht noch nicht eine partikularisierte Funktion, in ein Gefäß gekleidet oder darin enthalten zu sein, erreicht hat, ist es noch Eins mit dem Schöpfer. Erst nach einem Kontakt, der Berührung mit dem Gefäß zieht Es Sich Selbst von Seinem Wesentlichen zurück, in das neue, eindeutige ausgeströmte Wesen, welches von Ihm empfängt.

Wir haben bereits vorher erklärt, dass die gesamte neue Enthüllung "Existenz aus Nichtexistenz" ist, und hauptsächlich aus dem Gefäß des ausgeströmten Wesens besteht, namentlich dem "Willen zu empfangen", der in ihm existiert. Dieser Wille, obgleich er von einer spirituellen Natur ist, ist dennoch eine neu aufgedeckte Phase und eine indirekte, nachfolgende Begebenheit, die nie in der Substanz des Schöpfers stattfinden oder funktionieren könnte. Dies ist jedoch nicht so mit dem Licht, welches im ausgeströmten Wesen eingekleidet wird. Es ist nicht neu. Es ist von Seiner Essentiellen Substanz als Existenz von Existenz ausgedehnt worden. Dennoch prägt die Reaktion des Gefäßes auf das Licht - nachdem es dieses empfangen hat - etwas Neues in das Licht ein, und dies geschieht beiläufig.

Sie müssen wissen, dass alle Erörterungen über die Enthüllung, Entdeckungen und Entwicklungsprozesse der Grade, nur die Reaktion des Gefäßes und seiner Empfangsbereitschaft des Höchsten Lichts betreffen, denn nur das Gefäß ist den vielfältigen Verschiedenartigkeiten und Zustände der Expansion und des Wachstums unterworfen.

Hinsichtlich des Lichtes Selbst, wird Es immer in einem Zustand der absoluten Ruhe vorgefunden; bewegungslos. Dies ist so, da Es von der Substanz des Schöpfers ausgedehnt wurde und die gleiche ruhige statische Beschaffenheit besitzt.

An diesem Punkt müssen wir erneut wiederholen, dass der Leser dieser Zeilen versuchen sollte, alles gründlich zu verstehen und sich an alles zu erinnern, was in dieser gesamten Erörterung gelehrt wurde.

Von dem was wir bereits gesagt haben, sollten Sie verstehen, dass das Höchste Licht weder für einen einzigen Moment aufhört, auf das ausgeströmte Wesen zu scheinen, noch ist es beeinflusst oder nachrangig, durch irgendein nachfolgendes Ereignis oder Enthüllung. Das Licht bleibt immer bewegungslos, und alle Erörterungen über die Einschränkung und die Zurücknahme des Lichtes wurden nur angeführt, um die Idee zu übermitteln, dass sich die vielen Stadien des Lichtes relativ im Verhältnis auf die Reaktion und die Empfangsbereitschaft des Gefäßes, was der Mittlere Punkt genannt wird, beziehen.

Das heißt, obgleich das Höchste Licht niemals aufgehört hat zu strahlen, empfing das Gefäß als Folge der Einschränkung nichts von Seinem Glanz. Es beraubt sich selbst; es beschränkt seinen Willen zu empfangen in seinem vierten Grad, der ganz präzise der Mittlere Punkt ist, obwohl es so nicht in den ersten drei Graden agierte. Dort hat der Wille zu empfangen eine geringerer Intensität und der Wille zu schenken hat mehr Einfluss. So übte die Begrenzung des Willens, das Höchste Licht zu empfangen, in keiner Weise eine Reaktion auf das Licht aus, und es gab keine Änderung in seiner Art zu geben und zu Schenken.

Wie das Licht in der Unendlichen Welt scheint, so scheint Es in allen Welten, einschließlich dieser irdischen eingeschränkten Welt sowie dem was ihr nachfolgt, und Es hört nie auf, auch nur für einen Moment zu scheinen. Es sind die Gefäße selbst, die alle möglichen vorkommenden Änderungen vornehmen, denn sie empfangen ihre Lebenskraft oder den Überfluss entsprechend ihrer Kapazität, nämlich gemäß dem exakten Maß ihres Willens zu empfangen.

Sie werden nun die Aussage des Autors verstehen: "Es löste sich eine Linie des Lichtes vom Unendlichen Licht". Das Vakuum selbst oder das Gefäß, welches des Lichtes entleert wurde, verursachte diese Loslösung der Linie aus dem Unendlichen Licht.

Dies bedeutet, dass die Kapazität des vierten Grades für das Empfangen des Lichtes, nach der Einschränkung, nur eine "Linie des Lichtes" ist, im Vergleich mit seinem Überfluss an Licht, welches das Gefäß bei der vorhergehenden vollen Kapazität der Empfangsbereitschaft füllte. Vor der Einschränkung füllte das Licht den gesamten vierten Grad, aber nun, da der vierte Grad seine Kapazität des Empfangens aufgegeben hat, wirken nur noch die drei einleitenden Grade, in denen der Wille schwach ist.

Somit wird das, was nun durch dieses Gefäß vom Endlosen empfangen wird, als nur eine "Linie des Lichtes" betrachtet, und der gesamte Raum des Gefäßes bleibt von diesem Lichte leer. Das Licht, das jetzt empfangen wird, reicht nicht, um das komplette Gefäß zu füllen. Der Mangel an Licht im Gefäß, wie wir bereits gesehen haben, beruht auf der Abwesenheit des vierten Grades, der sich selbst eingeschränkt hatte.

Hiermit beweisen wir die Tatsache, dass das Höchste Licht nicht aufhört, wenn die Einschränkung stattfindet, oder seine Kapazität des Schenkens ändert - es dehnt sich nur eine Linie des Lichtes aus - denn diese Änderung ist gänzlich das Resultat der Verminderung, die im Gefäß durchgeführt wurde. Diese Verminderung machte es für das Gefäß unmöglich, mehr als nur ein sehr kleines Maß oder eine Linie des Lichtes zu empfangen, entsprechend der Kapazität seines Willens. Denn dies alleine ist sein Maß.

 

(24) VON SEINEM KREISFÖRMIGEN LICHT

Der symbolische Gebrauch des kreisförmigen Bildes ist vorher erklärt worden. Es übermittelt uns die Idee, dass das Höhere Licht, sogar nach der Einschränkung, in einer kreisförmigen Form verblieb, damit keine Grade oder Stufen in Ihm entdeckt werden konnten, und alle vier Grade verhalten sich zum Licht gleichmäßig verdienstvoll.

Obgleich die vier Grade in sich selbst in der Güte variieren, sind sie in Beziehung zu dem Licht ganz gleich und reflektieren auf Es gleichartige Eindrücke. Dies ist so, weil die neue Enthüllung und das Ereignis nicht im Höchsten Licht fungieren, und die vielfältigen Veränderungen, die erwähnt wurden, nur alleine das Gefäß betreffen.

 

(25) VON OBEN NACH UNTEN

Bedenken Sie, dass dieses nicht einen fühlbaren Ort bezeichnet, sondern die Bedeutung trägt, dass die Stufe, die klarer und übergeordneter im Grad ist, "oben" genannt wird, und diejenige als "unten" bezeichnet wird, die dichter und schwächer im Grad ist.
Die Verschiedenartigkeit der Phase, die existiert, ist die Ursache der Trennung zwischen dem ausgeströmten Wesen und dem Schöpfer. Nun sind Sie sich auch bewusst, dass diese Verschiedenartigkeit der Phase oder "der Wille zu empfangen" nicht sofort aufgedeckt wird, sondern durch den langsamen Prozess der Entfaltungen von Stufe zu Stufe, durch vier aufeinanderfolgenden Stadien beginnt, bis sich im vierten Stadium der ausgedehnteste und vollständigste Wille zu empfangen manifestiert.

Folglich können wir ableiten, dass jede mögliche Phase des "Willens zu empfangen", der es an Kraft fehlt oder nicht genug Energie an Empfangsbereitschaft hat (wegen ihrer Schwäche des Wunsches), wie es im Fall des ersten der vier Grade ist, als näher am Schöpfer angesehen wird, als die Phase, die einen reichlich Willen zu empfangen besitzt. Sie ist folglich feiner, reiner und den anderen drei Graden übergeordnet, die ihr folgen, denn ihre (Phase1) Verschiedenartigkeit der Phase in Beziehung zu dem Schöpfer ist nicht so groß wie die der anderen Grade (Phase1-3).

In der zweiten Stufe ist der Wille zu empfangen größer als in der Ersten, und er wird folglich sowie weiter entfernt und getrennt vom Schöpfer zu sein, als auch dichter und von einem niedrigeren Grad betrachtet. Dieses geht so weiter von Stufe zu Stufe, bis wir feststellen, dass die vierte Stufe die am weitesten entfernte von allen Stufen vom Schöpfer ist; gradmässig ist sie die dichteste und niedrigste.

Durch diese Erklärung können Sie ersehen, was der Autor meinte, als er sagte, dass die Linie von "oben nach unten" abgelöst wurde, oder vom ersten Grad zum vierten, den vierten Grad ausschließend, der von allen der niedrigste ist, da er seinen Willen Licht zu empfangen eingeschränkt hatte.

Diese Erörterung "von oben nach unten" ist ein neues Konzept in unseren Studien, die durch die Ausbreitung der Linie des Lichtes enthüllt wurde. Vor Ihrem Erscheinen (das heißt, zu der Zeit der Einschränkung) gab es keine solche Unterscheidung; nur nachdem das Licht in Form einer "Linie" empfangen wurde, was bedeutete, dass das Gefäß das Licht nicht in allen vier Graden empfing, sondern nur in den ersten dreien das vierte Stadium sich als minderwertiger, dichter und von niedrigem Grad erwies. Dadurch werden auch die drei einleitenden Grade geschätzt und es war möglich, ihren Grad an Reinheit angesichts ihrer relativen Nähe zum Emanator zu definieren. Zur Zeit der Einschränkung war dies nicht so, denn, als das Licht alle vier Grade gleichzeitig verließ, konnte keine Unterscheidung zwischen den Graden gebildet werden; keine Unterschiede zwischen den Graden waren bis dahin wahrnehmbar.

 

 


(26) DER HÖHERE KOPF DER LINIE WURDE VOM UNENDLICHEN SELBST AUSGEDEHNT, (27) UND ER NAHM VERBINDUNG MIT IHM AUF. FÜRWAHR(28) DAS ENDE UNTERHALB DIESER LINIE TRAT NICHT MIT DEM UNENDLICHEN LICHT IN VERBINDUNG. DIE LINIE WURDE GELÖST UND NACH UNTEN AUSGEDEHNT, UND IN DIESEM VAKUUM (29) EMANIERTE, ERSCHUF, GESTALTETE UND VOLLENDETE ER ALLE GEMEINSAMEN WELTEN. (Der Baum des Lebens, Kapitel 1, Par. I.)


 

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(26) DER HÖHERE KOPF

Dies entspricht dem ersten der vier Grade, wie oben umrissen.

 

(27) UND ER TRAT MIT IHM IN VERBINDUNG

Da der erste Grad, welcher der Höhere Kopf ist, sehr nah am Unendlichen, dem Emanator, ist, wird angenommen, dass er Ihn berührt. Es gibt nicht genügend Verschiedenartigkeit der Phase, die im ersten Grad enthüllt wurde, um ihn vom Schöpfer zu trennen.

 

(28) UNTERHALB, AM ENDE, KOMMT ES NICHT ZU EINER BERÜHRUNG MIT DEM UNENDLICHEN LICHT

Die Worte ‚unterhalb', ‚am Ende' übermitteln uns die Bedeutung, dass der vierte Grad, der von allen der am weitesten vom Schöpfer entfernte Grad, rangniedriger als alle anderen ist; dass er das Höchste Licht jetzt nicht empfängt, und er aufgrund solch einer Verschiedenartigkeit das Unendliche Licht notwendigerweise nicht berührt, sondern von ihm abgetrennt ist.

 

(29) AUSGESTRÖMT, ERSCHAFFEN, GESTALTET UND VOLLENDET

Die folgenden Wörter kennzeichnen die vier Welten, und lauten:

AZILUT
BRIAH
YETSIRA
ASIYA

Diese enthalten alle Welten, deren es so viele gibt, so dass sie unzählbar sind. Diese vier Welten werden von den vier unterschiedlichen Graden hergeleitet. Vom ersten Grad leitet sich die Welt der Emanation ab; vom zweiten Grad die Welt der Schöpfung; vom dritten Grad die Welt der Gestaltung und vom vierten Grad die Welt der Handlung.

 

 

 


(30) VOR DEN VIER WELTEN, GAB ES NUR DAS UNENDLICHE. IN FORM VON (31) "ER IST EINS UND SEIN NAME IST EINS", IN EINER WUNDERSAMEN VERBORGENEN EINHEIT, ETWAS, DAS SOGAR WEIT ÜBER DAS AUFFASSUNGSVERMÖGEN DER ENGEL HINAUSGEHT, DIE IHM NAHE SIND. SIE HABEN KEIN FASSUNGSVERMÖGEN DES UNENDLICHEN, GESEGNET SEI ER. ES GIBT KEINEN ERSCHAFFENEN VERSTAND, DER IHN BEGREIFEN KÖNNTE, DA ER KEINEN ORT, KEINE BEGRENZUNG UND KEINEN NAMEN HAT. (Die Pforten der Weisen, Shabbath.)


 

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(30) VOR DEN VIER WELTEN.

Dieses entspricht den vier Welten, die: Emanation, Schöpfung, Gestaltung und Handlung genannt werden, und diese enthalten alle Welten im allgemeinen. Vor der Einschränkung gab es keine solche Unterteilung wie vier Welten, eine höher als die andere in ihrer Güte. Alles war in perfekter und reiner Einheit. Es gab keine Unterscheidung in den Graden zwischen dem Licht und seinem Gefäß oder Empfänger, denn alles war Einheit, wie oben gelehrt wurde; und das heißt, "Er ist Eins und Sein Name ist Eins."

 

(31) ER IST EINS UND SEIN NAME IST EINS.

"Er" deutet auf das Konzept des Höchsten Lichtes, und "Sein Name" lehrt uns von der Phase, des Willens zu empfangen, der dort unvermeidlich existiert.

"Shmoh" ist Sein Name, dessen numerischer Wert 346 ist, und dies entspricht dem numerischen Wert von "Ratzon", oder "Wille", dessen Wert auch 346 ist. Dies zeigt, dass Sein Name und Wille numerisch gleich sind, weil sie ein und das Gleiche sind. "Sein Name" ist mit "Wille" synonym, und folglich tragen sie die gleiche Bedeutung. "Sein Name" ist der Wille zu empfangen, und der Wille zu empfangen ist "Sein Name". Folglich bedeutet "Er" Überfluss oder das Unendliche Licht, und "Shmoh" bedeutet den Willen zu empfangen.

 

 

 

Zu diesem Text sollten Sie unbedingt die Kabbalistische Terminologie
sowie Fragen und Antworten zu kabbalistischen Themen studieren.

 

 

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Übersetzung von Peter Staaden ©
Martina Spriestersbach, Christiane Reinstrom