RaMChaL Rabbi Moshe Chaim Luzzatto
Enthüllungen der Weisheit
Adaption von Peter Staaden
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D I E   G R U N D L A G E

 

Enthüllung 4

 

Sein Wunsch, Gutes für die Vervollkommnung zu schenken durch die Enthüllung Seiner Einheit, ist die Ursache der Unzulänglichkeiten in der Welt, welche die Bedingungen für den menschlichen Dienst für G-tt hervorbringen. Die Enthüllung Seiner Einheit ist an sich die Belohnung.

Das Eyn Sof, gesegnet sei Er, wollte vollständig Gutes schenken, so dass dessen Empfänger in keiner Weise beschämt sind. Er plante und errechnete, wie Seine vollkommene Einheit in der Wirklichkeit enthüllt werden kann, denn vor Ihm gibt es keine Grenzen oder Mängel. Dementsprechend gründete Er das System der Regentschaft, dem Er folgt, in dem sich schließlich das Übel tatsächlich in Gutes zurück verwandelt. Zuerst schuf er einen Ort für das Übel, damit es tun kann, was in seiner Kraft liegt, doch am Ende aller Dinge werden alle Zerstörungen wieder hergestellt sein und alle Übel werden in wirklich Gutes zurückverwandelt. Auf diese Weise wird Seine Einheit enthüllt, und dies an sich ist die Freude der Seelen.

Die Absicht besteht aus vier Teilen: Teil 1. Das Eyn Sof, gesegnet sei Er... Dies ist das zugrundeliegende Prinzip des Ablaufs, welcher eingeleitet wurde, um dem ultimativen Ziel zu dienen, den ich in der vorhergehenden Enthüllung erwähnte. Teil 2. Er plante und errechnete, wie enthüllt werden kann... Das ist der Plan, der hinter diesem Ablauf liegt. Teil 3. Zuerst schuf Er einen Ort... Dieser Punkt behandelt, wie Übles zu Gutem zurück verwandelt wird. Teil 4. Somit wird Seine Einheit enthüllt... Hier wird uns erklärt, was am Ende des Zyklus erscheint.

Teil 1. Das Eyn Sof, gesegnet sei Er, möchte vollständig Gutes schenken. Wie bereits erklärt, wollte Er das Gute bis zum äußersten Grad von Güte und Vollkommenheit schenken, so dass dessen Empfänger in keiner Weise beschämt sind, denn, wie die Rabbis darlegen, "jemand der etwas isst, was nicht ihm gehört, fühlt sich beschämt, wenn er in das Angesicht seines Wohltäters blickt" (Jerusalem, Orla 1:3). Um dies zu vermeiden, wollte Er, dass die Menschen eine Möglichkeit haben, sich durch ihre Bemühungen das Gute zu "verdienen", welches sie dann als ihre Belohnung empfangen. Dementsprechend erschuf Er Gutes und Böses und gab dem Menschen den freien Willen, versetzte ihn in eine Situation der Belohnung und der Bestrafung, bis das beabsichtigte Ziel erreicht ist.

Teil 2. Er plante und errechnete, wie Seine vollkommene Einheit in der Wirklichkeit enthüllt werden kann... Denn die eigentliche Methode der menschlichen Bemühungen sollte genau passend und nicht bloß willkürlich sein. Denn ganz offenbar, wie auch immer die Gebote, die Er festlegte, aussähen, sie alle wären zum Wohle der Menschen geschaffen, wenn sie ordnungsgemäß durch sie ausgeführt würden, und sie würden für alle eine Belohnung empfangen. Jedoch passend zu Seiner erhabenen Weisheit, wollte der Meister der Welt, dass die Methode des Dienstes für Ihn, anstatt bloß willkürlich zu wirken, ein einzelnes System darstellt, gleichbleibend in allen seinen Teilen und entsprechend einem tief empfundenen Plan konstruiert. Er wünschte eine einzelne Wurzel für das gesamte System. Der Höchste Wille ermittelte, dass es keinen passenderen und logischeren Mittelpunkt für das Werk des Menschen geben könne, als dass Er Seine Einheit in der Wirklichkeit enthülle. Dies würde eine geeignete Umgebung ergeben, in der der Mensch dienen könne, und die Enthüllung G-ttes an sich wäre der Nutzen, den der Mensch empfangen würde, wie unten besprochen werden wird.

Denn vor Ihm gibt es keine Grenzen oder Mängel... Seine einzigartige Vollkommenheit liegt sicher in Seiner totalen unbeschränkten Macht. Keinerlei Barriere oder Unzulänglichkeit kann in Seinem Weg stehen. Dies werden wir von der Seite der Vollkommenheit G-ttes erfassen lernen und nicht von der entgegengesetzten Seite. Denn dies wird nur offenbart, wenn nicht die Mängel und die Korrektur gesehen werden, die durch die Macht Seiner Vollkommenheit erscheinen, sondern wenn allein Seine Perfektion wahrgenommen wird. So war es eine geeignete Umgebung, innerhalb derer ein Dienst für G-tt bestehen könnte. In Seinem Wunsch, Seine Einheit in der Wirklichkeit zu offenbaren, war es Sein Plan, zuerst die Mängel aufzudecken, danach würde Seine Einheit und seine Macht über sie erneut enthüllt, und Er wird alles korrigieren.

Wenn die Vollkommenheit sich durchsetzt, gibt es zweifellos überhaupt keine Notwendigkeit irgendeines Dienstes, denn nichts könnte besser als Seine vollständige Perfektion sein. In diesem Fall würde die Erfüllung der Gebote dem nichts hinzufügen oder an Seiner Regentschaft über die Welt. Jedoch ist in einer Situation, in der Mängel und Unzulänglichkeiten bestehen, die Erfüllung der Gebote von Nutzen, weil dasjenige, das unvollständig und unzulänglich ist, durch sie Vervollkommnung erreichen kann. Gegebenenfalls kann nur ein Reich des Mangels die passende Arena für den Dienst an G-tt in dieser Weise darstellen. Denn dieser Dienst ist in einem Reich des Mangels sehr maßgeblich und sehr gut anwendbar. Es ist unmöglich, von Einheit und Einssein zu sprechen, es sei denn, wir sprechen von unbeschränkter Macht und grenzenloser Kontrolle. Daraus folgt, dass Er, wenn Er wünscht, diese Einheit wirklich aufzudecken, eine Beschränkung verursacht und diese danach entfernt.

Hier erkennen wir das Konzept der "Mitte" des Eyn Sof, welches in der kabbalistischen Literatur (Etz Chayim, Drushey Igulim Veyosher 11:3) erwähnt wird, wo das Tzimtzum ("Kontraktion") stattfand. Diese "Mitte" ist der zentrale "Punkt", auf dessen Grundlage die Welten, und innerhalb von ihnen, der Dienst für G-tt erschaffen wurde. Die Tat, durch die sie hervorkamen, war die Verborgenheit der Vollkommenheit, die ein Reich hinterließ, welches durch das Prinzip der Unvollkommenheit gesteuert wird, ein Reich, in dem der Dienst für G-tt wichtig ist. Was Er jedoch offenbaren wollte, ist, wie das Reich der Mängel durch die Kraft Seiner Einheit korrigiert wird. Wenn dem so ist, ist die Arbeit nicht vollendet, wenn die Perfektion anfangs nicht verborgen wird, um den Unzulänglichkeiten die Existenz zu ermöglichen. In dieser Phase besteht die Möglichkeit des Dienstes, bis die Vollkommenheit Seines Einsseins und Seiner Einheit enthüllt wird, und Er alle Mängel korrigiert.

In der Tat schließt der Dienst für Ihn an sich, die tatsächliche Enthüllung Seiner Einheit ein, denn es sind die dienenden Menschen, die diese Einheit in Anspruch nehmen und aufdecken, um alles zu korrigieren, was mangelhaft ist. Und siehe da, was deren Belohnung ist: Die äußerste Einheit, die ihnen enthüllt wird, und die sie erreichen werden. Dies an sich ist die vollkommene Güte, die Er ihnen schenken möchte. Denn die Belohnung für die Erfüllung der Gebote wird sich nur in der kommenden Welt ereignen, wenn die Seelen zu ihrer Wurzel gelangen, welche die Wurzel der gesamten Schöpfung ist. Ihre Freude wird entsprechend ihrem Niveau der Errungenschaft sein. Wenn sie die Enthüllung der Einheit G-ttes erreichen, ist ihre Freude in jeder Weise vollkommen: keine Barrieren stehen im Weg der Empfänger, und sie werden das Licht der vollkommenen Einheit erzielen - die größte mögliche Freude, welche die Seelen genießen können.

Zusammenfassung: Als das Eyn Sof in Seiner vollkommenen Weisheit ein System des Dienstes gründen wollte, errechnete Er, in welcher Arena es anwendbar sein würde. Er wusste, dass es keinen Aspekt Seiner Vollkommenheit gab, in dem es irgend eine Notwendigkeit für Seine Geschöpfe gab, oder für ihren Dienst, außer für die Schenkung des Guten, wobei sich das Übel selbst in Gutes zurück verwandelt. Dies ist das grundlegende Konzept der vollkommenen Einheit, über das ich schrieb. Im Aspekt G-ttes als komplette Vollkommenheit existiert überhaupt kein Ort für einen Dienst. Jedoch weil das Konzept des Einsseins und der Einheit die hypothetische Möglichkeit der Unvollkommenheit mit einbezieht (nicht dass sie bestünde, aber damit sie durch die Kraft der Vervollkommnung negiert wird), war es folglich passend, um seine Güte aufzudecken, dass Er Seine Vollkommenheit verbarg, um sie dann in der Wirklichkeit zu enthüllen. Dies ist wie "beschädigen um zu reparieren" oder "verdunkeln um zu erhellen". Auf dieser Grundlage verrichtet Er Sein ganzes Werk: Er schuf einen Ort für unabhängige Wesen und einen Ort für ihren Dienst und bestimmte für sie eine sehr kostbare Belohnung.

Teil 3: Dementsprechend, gründete Er das System der Regentschaft, dem Er folgt... nämlich das Herrschaftssystem, welches jetzt besteht, in dem sich schließlich das Übel tatsächlich in Gutes zurück verwandelt. Auf diese Art und Weise enthüllt sich, was innerhalb Seiner Einheit als Möglichkeit bestand, in der Wirklichkeit, in dem Er zuerst einen Ort für das Übel schuf, damit es tun kann, was in seiner Kraft liegt - Er verbarg Seine Perfektion, doch am Ende aller Dinge werden alle Zerstörungen wieder hergestellt sein und alle Übel werden in wirklich Gutes zurückverwandelt, buchstäblich, und dies ist das Ende des Zyklus, durch den Seine Einheit offenbart wird.

Teil 4: Auf diese Weise wird Seine Einheit enthüllt. An diesem Punkt sind einige Dinge beteiligt. Zuerst wird Seine Einheit tatsächlich aufgedeckt. Da dies das Übel mit einbezieht, welches sich in Gutes zurückverwandelt, kann sie nicht Wirklichkeit werden, bis das Übel tatsächlich in den unteren Sphären enthüllt wird. Zweitens ist die Enthüllung der Einheit G-ttes so kostbar, dass die größtmögliche Freude wahrgenommen wird, wenn sie erreicht wird. Drittens bildet diese Enthüllung, die eine anfängliche Verschleierung mit einbezieht, einen Ort für den Dienst, und wenn sie erreicht wird, ebenso einen Ort für Belohnung. Da das Übel nur während der Phase des Dienstes existiert, um Seine Einheit zu enthüllen, braucht der Dienst nicht für immer fortzudauern. "So wahre denn das Gebot, die Gesetze und Rechtsvorschriften, die zu tun ich dir heute gebiete..." "...um morgen ihre Belohnung zu empfangen..." (Deut. 7:11 - Eruvin 2a) Sobald Seine Einheit aufgedeckt wird, gibt es keine weitere Notwendigkeit für einen Dienst, denn dies an sich ist die Freude der Seelen - die Enthüllung seiner Einheit ist für sich selbst betrachtet, genau die Güte, die Er, wie wir geschildert haben, schenken möchte.

Folglich sehen wir, wie der Höchste Wille etwas errechnete und plante, das in allen seinen Teilen tatsächlich vollkommen und logisch ist. Die Güte, die Er schenkt, ist in sich komplett: Sie ist sehr groß und kostbar, denn Seine Einheit ist das Prachtvollste und Kostbarste. Ferner ist auch der Modus des Schenkens vollkommen, denn die Empfänger werden überhaupt keine Schande empfinden, nachdem sie gearbeitet haben, um ihre Belohnung durch den Dienst für Ihn zu erwerben. Überdies ist es die tatsächliche Schenkung des Guten an sich, welches die Möglichkeit des Dienstes verursacht. Denn dies ist die Methode, in der die beabsichtigte Schenkung von Güte zustande kommt und einen Ort für den menschlichen Dienst für G-tt bereitstellt. Der Sinn und Zweck des Dienstes ist die Einheit G-ttes aufzudecken, was der beabsichtigte Nutzen ist, der sich durch das Wandeln von Schlechtem zu Gutem ereignet.

Somit bezieht der komplette Weg der Regentschaft in seiner Vollkommenheit die anfängliche Verschleierung Seiner Perfektion mit ein, die von deren Enthüllung gefolgt wird. Dieser besondere Pfad schafft die Möglichkeit des Dienstes für Ihn. Die gesamte Schöpfung und das System, durch das es gesteuert wird, sind auf dieser Grundlage errichtet. So ist das System, durch das die Welt geregelt wird, ein Gesetz, welches letztendlich, durch alle seine Zyklen die Wahrheit dieser Einheit aufdecken wird. Und die Schöpfung selbst ist auf der Grundlage der Verborgenheit, gefolgt von Offenbarung, erbaut: In dem Sinne, dass die erschaffenen Reiche und die Wesen selbst den Hinweis zu den Gesetzen dieser Regentschaft enthalten. Dies ist, was in der 1. Enthüllung angegeben wurde: "Auf dieser Grundlage wurde die gesamte Struktur errichtet".

 

 

 

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Übersicht- Enthüllungen der Weisheit
01. 02. 03. 04.


 

© Übersetzung von PETER STAADEN
Korrektur: Martina Spriestersbach

 English version by :
Rabbi Avraham Yehoshua Greenbaum

Openings of Wisdom
© AZAMRA INSTITUTE 5763
http://www.azamra.org

 


 

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